Sprachsteuerung ist zweifelsohne eines der spannendsten und meist diskutierten Themen der letzten Monate. Dinge des täglichen Lebens einfach über die eigene Sprache zu steuern, ist eine reizvolle Sache. Bereits heute lassen sich auf diese Art und Weise viele Vorgänge erledigen, wie die Steuerung von Navigationsgeräten oder die Bedienung von Fernsehern. Besonders spannend wird es dann, wenn die Komplexität bei den Anwendungen zunimmt. Am Beispiel Online-Shopping lässt sich dies gut darstellen. Ist die Bestellung eingetroffen und es geht nun darum, die Ware zu bezahlen, muss zunächst das Onlinebanking gestartet, die überweisungsrelevanten Daten eingetragen und die Zahlung über eine Authentifizierung abgeschlossen werden. Ein aufwendiger Prozess, der für den Nutzer kaum Komfort bietet. Deutlich einfacher und bequemer ginge es per Sprachbefehl: „Alexa, überweise die letzte Rechnung von XY!“ Für diesen Vorgang würde man nur wenige Sekunden benötigen und er ließe sich ganz bequem von der Couch aus erledigen.
Kontostandabfrage und Geld senden per Sprachbefehl
Perspektivisch werden digitale Assistenten wie Amazons Alexa, Apples Siri, Microsofts Cortana und Co. das Banking für den Nutzer sukzessive vereinfachen. Ein Beispiel, wie dies in der Praxis aussehen könnte, zeigte ein Entwickler-Team der Star Finanz im Rahmen des Hackathons symbioticon im vergangenen November im Rahmend des FI-Forums. Mittels verschiedener Schnittstellen, sogenannter APIs, wurde eine Voice Banking-Funktion für Alexa entwickelt. Darüber konnte der Kontostand abgefragt oder Geld an einen Kontakt gesendet werden. Zusätzlich wurden die Standardfunktionen um einen Ratgeber ergänzt, der den Nutzer darüber informiert, ob er sich das neueste Smartphone leisten kann.
Anzahl an Banking-Skills steigt sukzessive
Auch andere Finanzinstitute gehen erste Schritte in Richtung sprachgesteuerter Bankingfunktionen. So bietet beispielsweise die Comdirect seit Ende April für Alexa ein Programm (im Fachjargon Skill genannt), mit dessen Hilfe sich Nutzer Aktienkurse in Echtzeit abfragen lassen können. Im nächsten Schritt soll auch der Handel mit Aktien per Sprachsteuerung möglich sein.
Schaut man über die Grenzen Deutschlands hinaus, entdeckt man weitere interessante Banking-Skills, wobei sich viele derzeit noch in einer Pilotphase befinden. Dazu gehört beispielsweise auch ein Projekt in Amerika von Seiten der Schweizer Bank UBS. Über den Skill „Ask UBS“ soll Alexa dem Nutzer künftig auch finanzielle Fragen beantworten, wie „Was bedeutet Inflation?“ oder „Wie robust ist die Wirtschaft in den USA derzeit?“ Die amerikanische Bank Capital One bietet einen Skill an, mit dem sich Nutzer einen detaillierten Überblick über ihre Ausgaben der letzten sechs Monate verschaffen können – für einen bestimmten Tag oder einem spezifischen Zeitraum. Auch für ein bestimmtes Geschäft bzw. eine bestimmte Dienstleistung lassen sich die Ausgaben explizit erfragen.
Alexa, Siri, Cortana und Co. kommen bei den ersten Nutzern gerade richtig an. Bis sich die Dienste in der breiten Masse durchsetzen bzw. etablieren, dürfte es noch eine Zeitlang dauern. Zudem müssen wichtige Fragen nach Datensicherheit und Datenschutz geklärt werden. Insbesondere in Deutschland ist die Skepsis bei vielen Menschen groß, sich ein Gerät ins Wohnzimmer zu stellen, dessen Mikrofone permanent auf Empfang sind. Vorbehalte dagegen gilt es auszuräumen. Die Chancen dafür, dass dies gelingt, stehen durchaus gut. Denn die Technologie bietet enormes Potenzial, Banking nachhaltig zu verändern und dem Anwender ein komfortables Nutzererlebnis zu bescheren.
Bildnachweis: Pressebilder von Amazon
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