Apps, um Banking- und Finanzthemen abzuwickeln, gehören für viele Bundesbürgerinnen und Bundesbürger zur Grundausstattung auf dem Smartphone. Rund zwei Drittel (65 Prozent) der Menschen hierzulande nutzen eine App für das Mobile-Banking. Noch verwendet die Mehrheit der User, die über Konten bei verschiedenen Banken verfügen, jeweils eine eigene App je Konto (68 Prozent). Doch immerhin schon jeder Vierte (27 Prozent) bündelt in einer App mehrere Konten bei verschiedenen Banken – 2018 waren es erst 20 Prozent.
Zukunftsszenario Allfinanz-App
Das zeigt: Der Trend könnte auch in Deutschland in Richtung Super-Finanz-Apps gehen, Anwendungen also, die nicht nur verschiedene Konten sondern auch eine Vielzahl von verwandten Services in sich bündeln – sozusagen ein Schweizer Taschenmesser der Bezahl- und Banking-Apps. Hinsichtlich des Angebotsspektrums deckt eine Super-App alle wichtigen Finanzbereiche ab. Dazu gehören zum Beispiel Bezahlen, Banking und Kredite, aber auch Funktionen wie eine Kontostandvorschau und Tipps zum Sparen. Die Funktionen werden dann um diesen Kern laufend mit Zusatzleistungen erweitert.
Hinter dem Streben nach einer solchen App steckt die Idee, dass viele Kunden nur ungern verschiedene Finanzanwendungen auf ihrem Smartphone nutzen, sondern lieber alles aus einer Hand erhalten. Die großen Vorbilder hierfür kommen überwiegend aus dem Ausland. Alipay aus China ist der Prototyp einer solchen Super-App. Was ursprünglich nur eine Online-Bezahlfunktion für einen Onlineshop des chinesischen Konzerns Alibaba war, hat sich inzwischen zu einer echten Lifestyle-Plattform entwickelt.
Vorreiter Alipay
Wer in China heute Geschäfte machen will, kommt an der Bezahl-App Alipay kaum vorbei. Mit dem Smartphone im Laden bezahlen, ein Taxi rufen, Tickets kaufen, Rechnungen und Strafzettel begleichen — das alles vereint Alipay. Mit einem Marktanteil von zuletzt 58 Prozent dominiert das Unternehmen den mobilen Zahlungsverkehr in China. Es wird schon länger darüber gemunkelt, wann Alibaba nach Europa kommt. Die Partnerschaften mit europäischen Fintechs sind ein Indikator, dass es schon bald so weit sein könnte.
Alipay ist nicht das einzige Tech-Unternehmen aus China, das nach Europa schielt. Auch Tencent, das Unternehmen hinter der in China auch sehr erfolgreichen App Wechat Pay (Marktanteil 39 Prozent), hat sich bereits mehrere Beteiligungen gesichert. Es ist unter anderem an der Berliner Digitalbank N26, der französischen Geschäftsbank Qonto und der Bezahl-App Lydia beteiligt.
Von Schweden aus bringt sich wiederum Klarna in Stellung. Über sein Online-Bezahlsystem verfügt Klarna bereits über Kontakte zu vielen Händlern, bietet ihnen eine Bühne über seine App und gibt eine Kreditkarte heraus, die mit Google Pay und Apple Pay kompatibel ist.
Noch ist das Rennen um den Titel der Super-App in Deutschland und Europa längst nicht entschieden. Fest steht jedoch, dass unsere Brieftaschen zunehmend auf unsere Mobiltelefone umgestellt werden. Das Smartphone wird so zur zentralen Drehscheibe in unserem Leben für alles rund um Geld, Einkaufen und Bankgeschäfte. Die Zukunft des Einzelhandels und des Bankwesens könnten also durchaus dem ähneln, was wir bereits in Asien mit Alipay sehen. Diese Konsolidierung von Einkaufen, Zahlungen und Finanzdienstleistungen in der digitalen Brieftasche dürfte auch in Europa stattfinden.
Quellen:
https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Zwei-Drittel-nutzen-eine-App-fuers-Mobile-Banking
Weitere Informationen zum Thema Apps und Digitalisierung insgesamt gibt es hier