Der klassische Rechnungskauf ist zurück. In der Altersgruppe der 18- bis 34-jährigen ist er unter dem moderneren Namen Buy now, pay later (BNPL) so beliebt wie nie. In Deutschland wird fast jede fünfte online Bestellung über BNPL abgewickelt. Unternehmen wie bspw. Klarna, die in diesem Segment aktiv sind, profitieren enorm von dieser Entwicklung.
Die Vorteile von BNPL: Kunden können einfach, schnell und flexibel bei Onlinebestellungen bezahlen und haben teilweise sogar eine verlängerte Zahlungsfrist von bis zu 60 Tagen. Ein Prinzip wie viele es noch aus den Quelle- und Otto-Katalogen kennen. Dort konnten Kunden sich aus den Katalogen die Ware zuschicken lassen, sie ausprobieren und dann entweder zurück schicken oder bei Gefallen behalten. Rechnung- und Ratenkauf sind also schon früher strategisch wichtig für Unternehmen gewesen. Auch heute ist der Rechnungskauf ein Wettbewerbsvorteil: So sind die Abbruchquoten während des Bestellvorgangs bei Händlern, die BNPL anbieten, deutlich geringer, denn sie wirken seriöser und Kunden fühlen sich sicherer, wenn sie erst die Ware erhalten, bevor sie sie bezahlen müssen. Außerdem müssen keine persönlichen Daten wie Kontonummer oder Kreditkartennummer angegeben werden. Und obwohl der Rechnungskauf für Händler als recht unsichere Zahlungsart gilt, ist das Risiko für Zahlungsausfälle niedriger, als stets befürchtet.
Wer trägt die Verantwortung?
Trotzdem zeichnet sich bereits ein gefährlicher Trend ab: Junge Erwachsene, die aufgrund von fehlender Bonität beispielsweise keine Kreditkarte zugesagt bekommen, können durch BNPL einfach Konsumschulden aufnehmen. Die Hemmschwelle beim Online-Einkauf ist deutlich niedriger, wenn das Produkt nur einen Klick entfernt ist. Die meisten Kunden nutzen zurzeit PayPal als Bezahldienst für BNPL, dicht gefolgt von Klarna und Amazon Pay. Ein Trend auf der Plattform TikTok ist beunruhigend: Etliche User thematisieren, wie sie sich mit BNPL Ware kaufen, die sie sich eigentlich nicht leisten können. Ein regelrechter Wettstreit, wer die meisten Schulden hat und den Bezahlzeitraum am häufigsten verlängert, entsteht.
Tragen die Händler eine moralische Verantwortung, wenn sie BNPL für eine junge Zielgruppe anbieten? Das Risiko, den Überblick zu verlieren, besteht. Besonders dann, wenn junge Kunden sich für einen Ratenkauf entscheiden können. Außerdem ist die Retourenquote durch BNPL deutlich höher, was sich negativ auf die Nachhaltigkeit der Händler auswirkt.
Fakt ist jedoch, dass alles darauf hindeutet, dass sich BNPL in den kommenden Jahren zu einem riesigen Markt entwickelt. Für immer mehr Kunden ist es ein entscheidendes Kriterium, dass sie die Zahlung möglichst flexibel abwickeln können. Sie wollen einen möglichst großen Entscheidungsrahmen, wann sie die Ware bezahlen und in wie vielen Raten. Am Ende entscheidet sich der Kunde im Check Out also nicht nur bewusst für eine bestimmte Marke, sondern auch für eine Zahlungsmethode.
Quellen:
https://www.mobilebanking.de/magazin/kauf-auf-rechnung-buy-now-pay-later.html
https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/buy-now-shop-later-schulden-machen-beim-online-shopping
https://www.klarna.com/de/
https://www.it-daily.net/shortnews/30192-buy-now-pay-later-wird-zum-entscheidenden-shopping-kriterium
https://paymentandbanking.com/buy-now-pay-later-der-trend-sie-alle-zu-binden/
https://financefwd.com/de/buy-now-pay-later-trend/