Wenn von erfolgreichen FinTechs die Rede ist, werden gerne Download-Zahlen und angemeldete User genannt, um die vermeintliche Stampede der Nutzer von traditionellen Banken hin zu neuen Applikationen zu illustrieren. So gehörte die Multi-Konten-Verwaltung Numbrs im Jahr 2014 zu den Top Ten der heruntergeladenen Apps, bei N26 haben derzeit (Stand: März 2017) rund 300.000 Kunden ein Konto eingerichtet. Das sind beeindruckende Wachstumszahlen, aber verglichen mit den etwa 54 Mio. Girokonten bei Banken und Sparkassen stehen die neuen Lösungen noch ziemlich am Anfang. Dabei ist es nicht allein eine Frage der Zeit, bis die FinTechs mit ihren Apps an die Zahlen der etablierten Player anschließen können. Je nach Alter, Einkommen, Bildung und Einstellung gegenüber der neuen Technologie haben die Kunden sehr unterschiedliche Ansprüche an ihre Banking-Erfahrung und entsprechend sehr verschiedene Anforderungen an die ihnen angebotenen Lösungen.
Junge Auszubildende werden vor allem am Kontostand und ihrem Paypal-Account interessiert sein, während die Managerin mit Eigenheim und Familie eine umfassende Übersicht über ihre finanzielle Situation benötigt. Einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Roland Berger zum digitalen Banking zufolge sind derzeit nur rund sechs von zehn Bankkunden überhaupt an mobilem Banking interessiert. Das Alter ist dafür übrigens kein ausschlaggebender Faktor. Als besonders aufgeschlossen für innovative Banking-Apps gelten die Digital Trendsetter; sie machen etwa 13 Prozent der Bevölkerung aus und verfügen über rund 16 Prozent des Gesamteinkommens. Die Nutzer von Banking-Software dagegen sind eher dem Segment der „Digital Wealth Manager“ zuzurechnen, die rund 18 Prozent der Bevölkerung stellen, aber über 29 Prozent des Gesamteinkommens verfügen. Das überrascht nicht, nur wer über ein bestimmtes Vermögen verfügt, hat auch das Interesse, Konten, Aktiendepots, Hypothekenkredite, Miles-and-More-Gutschriften und die private Altersvorsorge in einer eigenen Lösung zusammenzuführen. Dagegen haben die sogenannten Young Traditionalists (22 Prozent der Bevölkerung) schon heute nur eine geringe Affinität zum Online Banking, kaufen wenig im Internet ein und sind eher keine Zielgruppe für mobile Banking-Angebote.
Der dritte und letzte Teil erscheint am 06. April 2017.
Den ersten Teil könnt ihr hier nachlesen
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