Die Corona-Krise hat die deutsche Wirtschaft und besonders den Handel nach wie vor im Griff – und einige der Probleme haben sich sogar verschlimmert. Während sich die Umsätze im Branchenvergleich nur langsam erholen, leiden Handelsunternehmen unter fehlendem Personal und Materialmangel. Auch die Kurzarbeit liegt mit 42 Prozent immer noch über dem Branchendurchschnitt von 29 Prozent. Das ist eines der Ergebnisse der Digitalisierungsumfrage der Star Finanz.
Die Umfrage, an der branchenübergreifend rund 2.500 Unternehmen teilgenommen haben, belegt aber auch: Der Handel steht der digitalen Transformation positiv gegenüber und passt sich zunehmend an die durch Corona veränderten Bedingungen an. Ein wachsender Anteil der Handelsbetriebe sieht die Digitalisierung als Chance für ihr Geschäftsmodell an und mit 82 Prozent befasst sich die große Mehrheit aktiv mit dem Thema. Den Schwerpunkt bilden dabei die Digitalisierung bestehender Prozesse (79 Prozent), Onlinemarketing (41 Prozent) sowie die Veränderung bestehender Geschäftsmodelle (38 Prozent im vergangenen und 41 Prozent in diesem Jahr).
Corona: Umsätze erholen sich, Lieferengpässe und Personalmangel halten an
Die Corona-Pandemie beschleunigt die Digitalisierung im Handel und erhöht die Akzeptanz für ihre Notwendigkeit und ihre Chancen. So glauben 58 Prozent der Handelsbetriebe, dass Corona die Entwicklung in Richtung Digitalisierung des eigenen Geschäftsmodells beschleunigen wird – eine Steigerung von ganzen 10 Prozentpunkten gegenüber der letzten Erhebung. Rund die Hälfte der befragten Manager planen, die in der Corona-Krise ergriffenen Maßnahmen wie den verstärkten Einsatz digitaler Tools auch über die Krise hinaus beizubehalten. Zudem wird der Digitalisierung bestehender Prozesse (79 Prozent), dem Onlinemarketing (52 Prozent) und der Veränderung bestehender Geschäfts- und Preismodelle (41 Prozent) viel Beachtung geschenkt, letzteren beiden Aspekten mehr als im Branchendurchschnitt von 36 Prozent beziehungsweise 32 Prozent. Dies könnte darauf hindeuten, dass die aktuelle Situation einen Wandel im Handelssektor angestoßen beziehungsweise beschleunigt hat.
Lockdowns und verändertes Nutzerverhalten haben für die Akteure im Handel tiefgreifende Folgen, mit denen sich die Branche befassen und sich anpassen muss, um die dadurch entstehenden Chancen zu nutzen. So sehen Handelsunternehmen vor dem Hintergrund der Digitalisierung nicht nur Handlungsbedarf bei den Fähigkeiten der Mitarbeiter (57 Prozent) und bei der Organisation und Führung (49 Prozent), die im Vergleich zum Durchschnitt der Befragten etwas niedriger liegen (Durchschnitt: 61 Prozent bzw. 51 Prozent). Die befragten Führungskräfte wollen auch mehr an der Verbesserung der Webseite arbeiten und das Marketing an das digitale Zeitalter anpassen – 45 Prozent bzw. 46 Prozent gegenüber 33 Prozent bzw. 27 Prozent über alle Branchen hinweg.
Die Pandemie und ihre Nachwehen scheint der Handel besonders bei den Umsätzen zu spüren, wobei es hier sowohl viele Verlierer als auch Gewinner zu geben scheint: Zwar geben heute nur noch 52 Prozent der Betriebe an, unter Umsatzrückgängen zu leiden – im Vergleich zu 61 Prozent bei der letzten Befragung. Doch dieser Anteil übersteigt deutlich den Branchendurchschnitt von 38 Prozent. Gleichzeitig verzeichnen 26 Prozent der Handelsunternehmen Umsatzzuwächse – das sind fast ein Drittel mehr als bei der letzten Umfrage und fast das Doppelte des Durchschnitts (14 Prozent). Dennoch sind die negativen Nachwehen der Corona-Krise sowohl für Mitarbeiter als auch Unternehmer weiterhin deutlich spürbar: Die Zahl der Handelsbetriebe, deren Angestellte sich in Kurzarbeit befinden, bleibt weiterhin hoch – sie ist mit 42 Prozent weiterhin deutlich höher als der Anteil von 29 Prozent, der für den gesamten Mittelstand gilt. Zudem sind neue Herausforderungen hinzugekommen. Eine steigende Zahl von Betrieben beklagt Personalmangel sowie fehlendes Material. Letzteres könnte eine Folge der Lieferengpässe und der Unterbrechungen der globalen Lieferketten sein.
Zur Umfrage:
Die Star Finanz führte nach 2019 und 2020 im Juni 2021 erneut eine Online-Umfrage unter Einzelunternehmern, mittelständischen Firmen und Konzernen in ganz Deutschland durch. Ziel der Umfrage war es, Erkenntnisse zum Digitalisierungsgrad sowie zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf deutsche Unternehmen zu gewinnen. Insgesamt nahmen rund 2.500 Firmen an der Befragung teil. Ein Großteil der Antwortgeber besetzt in den Unternehmen leitende Positionen. Über die Hälfte (54 Prozent) sind Inhaber oder Geschäftsführer, ein Viertel (25 Prozent) leitende Angestellte.
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