Fachleute sprechen davon, dass 50 Prozent der Kosten einer Paketlieferung auf der letzten Meile anfallen. Bis zu vier Zustellversuche benötigt der Paketbote, um seine Ware auszuliefern. Währenddessen parkt das Zustellfahrzeug in zweiter Reihe und behindert den Verkehr. Das Paradoxe dabei: Die Kunden bestellen immer mehr Waren online und vergrößern somit den Zustellumfang, die damit verbundenen Belastungen wie der CO2-Ausstoß durch die Lieferfahrzeuge oder die Verkehrsbehinderungen werden aber immer weniger akzeptiert. [1]
Trend geht in Richtung same-hour-Delivery
Schon vor Corona wuchs der E-Commerce-Markt sprunghaft. Aufgrund der Pandemie hat sich das Bestellverhalten noch einmal weiter zugunsten des E-Commerce verschoben. Dabei erwarten die Kunden, insbesondere natürlich bei Lebensmitteln, eine same-day-Belieferung. Bei Frischeprodukten reduziert sich das Lieferfenster durch die mangelnde Haltbarkeit sogar noch weiter. Und der Trend geht bei der Lebensmittel-Bestellung ohnehin in Richtung same-hour-Delivery.
Bis 2023 sollen laut Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) deutschlandweit 4,4 Milliarden Sendungen pro Jahr verschickt werden – ein wichtiger Faktor im Hinblick auf CO2-Emissionen. Zugleich bilden umweltbewusste Online-Nutzer mit einem Anteil von 66 Prozent die größte Käufergruppe im Onlinehandel. [2]

Transport mit dem Fahrrad statt im Lieferwagen
Was also ist zu tun, um den vermehrten Bedarf nach Zustellung von Waren nachhaltig zu decken? Eine Lösung ist die Verlagerung der Zustellung auf Fahrräder, autonom fahrende Lieferroboter oder Drohnen. Die Waren werden dabei zu Depots gebracht, die außerhalb der dicht besiedelten Quartiere liegen und von dort auf die letzte Meile beispielsweise per Fahrrad geschickt. Eine weitere Lösung ist die Zustellung an Paketstationen, denn dort gelingt der erste Zustellversuch immer. Eine dritte Lösung ist die präzisere Vorhersage der Ankunftszeit eines Pakets, verbunden mit der Möglichkeit, diese über eine App unkompliziert anzupassen.
Insbesondere der Transport mit dem Fahrrad sowie die genauere Vorhersage der Ankunftszeit eines Pakets werden von den Paketzustellern bereits intensiv getestet. Bei der Zustellung durch autonom fahrende Roboter hingegen gibt es nicht nur technische, sondern auch rechtliche Hürden. So ist in Deutschland im öffentlichen Raum der Betrieb von führerlosen Kraftfahrzeugen nicht erlaubt.
Teststrecke für autonome Lieferroboter
In Bruchsal hat die efeuCampus GmbH auf einem ehemaligen Kasernengelände mit Wohn- und Geschäftsbebauung ein Testgelände eingerichtet, in dem autonom fahrende Lieferfahrzeuge ausprobiert werden. Eine notwendige Voraussetzung ist dabei der 5G Mobilfunkstandard. [3] Der im Schritttempo fahrende Roboter beliefert Anwohner auf der letzten Meile mit Paketen und nimmt Retouren und Abfälle mit. Für den Betrieb in bewohnten Gebieten ist die Sicherheit der neuen Technologie entscheidend. Der Lieferroboter der efeuCampus GmbH arbeitet sowohl mit Kamera- als auch mit Lasertechnik, um Hindernisse zu erkennen und zu umgehen.
Den Luftweg erschließen
Die Kommunikation mit dem Empfänger erfolgt per App. Damit kann dieser, sollte er nicht zuhause sein, das Paket an eine Paketstation ausliefern lassen oder aber die Zustellzeit anpassen. Zukünftig will man auch den „Luftweg“ erschließen und am efeuCampus die sogenannten Volodrone des Drohnenpioniers Volocopter einsetzen. Ziel des Projektes ist, die letzte Meile zum Kunden mit digitalen Technologien nicht nur deutlich effizienter, sondern auch klimaschonend zu gestalten.
Fazit: Weltweit suchen Städteplaner nach Lösungen, die Fahrzeugdichte in den Städten zu verringern und den CO2-Ausstoß zu senken. Aufgrund der wachsenden Städte und des stetig steigenden E-Commerce werden die damit verbundenen Probleme immer drängender. Lösungen wie die Zustellung per Fahrrad oder per Lieferroboter sind dabei wegweisend und sollten stärker Teil von städtebaulichen Projekten werden.
Quellen: