Als zur Jahrtausendwende die Dotcom-Blase platzte, wurde das Vertrauen vieler Anleger nachhaltig erschüttert. Die Verunsicherung führte dazu, dass die Aktienquote in Deutschland spürbar sank und erst seit 2010 wieder langsam steigt. Rund 17 Prozent der Bevölkerung investierten ihr Geld im Jahr 2021 an der Börse. Discount-Broker und Investment-Apps ermöglichen unkomplizierte Investitionen und befeuern den Trend. Besonders beliebt bei Anlegern: Exchange Traded Funds (ETFs).
Warum sind ETFs so beliebt?
Ein ETF ist ein börsengehandelter Fonds. Anders als aktiv verwaltete Fonds, bilden ETFs einen bestimmten Index ab wie zum Beispiel den MSCI World oder den DAX. Die Wertentwicklung des ETFs verläuft parallel zum Index. Mit ETFs ist es möglich, schon mit kleinen Beträgen günstig in Aktien zu investieren und gleichzeitig das Risiko zu streuen. Die Gebühren sind gering, denn da ETFs nur den Index nachbilden sind keine aufwendigen Markt- und Unternehmensanalysen notwendig. Nicht überraschend also, dass ETFs bei neuen und unerfahreneren Anlegern beliebt sind.
Der MSCI World ist kein Weltindex mehr
Doch laut einer aktuellen Studie des Flossbach von Storch Research Institute erfüllen ETFs nicht mehr ihre ursprüngliche Funktion, denn von breiter Diversifikation kann kaum noch gesprochen werden. Grund dafür ist die Konzentration auf Tech-Werte. Der von Verbraucherschützern oft empfohlene MSCI World hat mittlerweile einen Tech-Anteil von fast 28 Prozent. Das Klumpenrisiko Techwerde noch dadurch verstärkt, dass lediglich sieben Unternehmen die Indexwelt dominieren: Apple, Microsoft, Amazon, Tesla, Alphabet, Meta (Facebook) und der Grafikkartenhersteller NVIDIA. Die ursprüngliche Idee, mit einem Indexfonds in ein breites Aktienuniversum zu investieren und damit das Risiko zu reduzieren, ist deshalb kaum umsetzbar. Besonders neue, noch unerfahrene Anleger müssen deshalb vorsichtig sein. Sollten die Kurse eines oder sogar aller großen Tech-Konzerne fallen, wird sich das auf den MSCI World Index und die ETFs, die auf ihm basieren, auswirken.
Breit gestreut aber nur noch halb gewonnen
Es empfiehlt sich deshalb, auch bei ETFs über den Tellerrand hinauszuschauen. Während sich der MSCI World Index nur auf Industrieländer fokussiert, umfasst der MSCI World ACWI (All Country World Index) neben den 23 Industrieländern auch 24 weitere Schwellenländer unter anderem China und Indien. Apple, Microsoft und Amazon sind zwar auch hier die größten Positionen, ihr Gewicht ist mit knapp 10 Prozent jedoch geringer als beim MSCI World.
Fakt ist, dass sich Anleger, unabhängig davon, ob sie in ETFs oder eine andere Anlageform investieren wollen, im Vorfeld ihrer Investitionsentscheidung gründlich informieren sollten. In jedem Fall bietet es sich an, möglichst breit über unterschiedliche Branchen und Märkte aufgestellt zu sein, um Risiken zu begrenzen.
Quellen:
- AssCompact: ETFs erfüllen ihre Aufgabe nicht mehr | AssCompact – News für Assekuranz und Finanzwirtschaft
- Wallstreet Online: Das Risiko im MSCI World ETF steigt – so schläfst du ruhiger – 13.04.2022 (wallstreet-online.de)
- Aboutfintech: Der irre ETF Hype durch Trade Republic und Co. – about#Fintech (aboutfintech.de)
- WELT: Aktienboom: Ein Volk träumt vom neuen Reichtum – WELT
- Deutsches Aktieninstitut: Aktionärszahlen (dai.de)
- FOCUS Online: MSCI World ist kein Weltindex mehr: Dominanz der Tech-Riesen wird gefährlich – FOCUS Online
- T-Online: Tech-Aktien: Nach Abverkauf – hier liegen jetzt gute Chancen für Anleger (t-online.de)
- Statista: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1101640/umfrage/aktienbesitz-in-deutschland/
Titelfoto: ©Khaosai Wongnatthakan (istock)
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