Deutschlands mittelständische Unternehmen treiben ihre Digitalisierung weiter voran. Dabei ist ihnen bewusst: Neben einer gut durchdachten Digitalisierungsstrategie benötigen sie sowohl ausreichend Budget und Kapazitäten als auch und vor allem kompetente Partner, die sie dabei begleiten. Ein wachsender Anteil der Führungskräfte sieht einen solchen Partner in ihrer Bank oder Sparkasse. Gleichzeitig wächst der Wunsch nach mehr digitalen Finanzservices, die über das aktuelle Angebot der Banken hinausgehen. Das zeigt die jährliche Studie, die die Star Finanz unter mehr als 10.500 deutschen mittelständischen Unternehmen durchgeführt hat.
Die digitale Transformation im Mittelstand hält weiter an und beschleunigt sich. Ein wachsender Anteil der Unternehmer beschäftigt sich mit der digitalen Transformation (82 Prozent gegenüber 80 Prozent im Vorjahr) und nimmt dabei verstärkt die Digitalisierung von Prozessen ins Visier (83 Prozent im Jahr 2022 gegenüber 81 Prozent in 2021). Die Digitalisierungsmaßnahmen, die aufgrund der Corona-Pandemie ergriffen wurden, tragen einen wichtigen Teil zu dieser Beschleunigung bei: Ein wachsender Anteil der Befragten mittelständischen Führungskräfte will Maßnahmen wie etwa Homeoffice oder den Einsatz digitaler Tools (jeweils 44 Prozent) auch über die Pandemie hinaus beibehalten und hat dabei die Unterstützung der Mitarbeiter, von denen lediglich 3 Prozent den Digitalisierungsmaßnahmen ablehnend gegenüberstehen. Trotz des Digitalisierungsschubs ist der Weg allerdings noch weit: Nicht nur hapert es bei den Fähigkeiten der Mitarbeiter und bei der Organisation der Führung (76 Prozent beziehungsweise 61 Prozent). Auch geben mehr als die Hälfte (54 Prozent) der befragten Manager an, dass für die Digitalisierung ein höheres Budget vonnöten ist.
Mittelstand braucht Digitalisierungspartner
Die Umfrage zeigt: Die digitale Transformation wird vor allem für kleinere Unternehmen nicht ohne externe Hilfe zu bewältigen sein. Dazu fehlt strategische und fachliche Kompetenz. Dies beklagen 79 Prozent der Führungskräfte (gegenüber 61 im Vorjahr) und geben an, dass sich vor dem Hintergrund der Digitalisierung die Fähigkeiten der Mitarbeiter weiterentwickeln müssen. Gleichzeitig zeigt sich: Von den wenigen (18 Prozent), die sich nicht mit der Digitalisierung befassen, haben 40 Prozent zu wenig Zeit und für 15 Prozent ist die Digitalisierung zu teuer oder aufwendig. Daher überrascht es wenig, dass 50 Prozent der Befragten angeben, dass sie für eine erfolgreiche Digitalisierung nicht ohne feste Technologiepartnerschaften auskommen – ein Anteil, der gegenüber dem Vorjahr um 6 Prozentpunkte zugenommen hat. Dies betrifft etwa Themen wie Künstliche Intelligenz oder Cyber Security, aber auch Big Data oder Online-Marketing.
Doch wer übernimmt diese Rolle? Sparkassen und Banken sind auf einem guten Weg, sich als Ansprechpartner des Mittelstands in Fragen der Digitalisierung zu etablieren: Die Zahl der Führungskräfte, die ihre Bank oder Sparkasse als Beratungspartner wahrnehmen, ist in den vergangenen zwei Jahren kontinuierlich gestiegen und liegt nun bei 39 Prozent (gegenüber 37 Prozent im Vorjahr und 34 Prozent in 2020). Auf diesem Vertrauen und guten Ruf können die Sparkassen und Banken aufbauen. Vor allem Finanzinstitute, die ein umfassendes digitales Knowhow besitzen, können zum verlässlichen und kompetenten Partner des Mittelstands bei der digitalen Transformation werden.
Mehr digitale Finanzservices
Neben der Beratung wünschen sich Führungskräfte digitale Finanzservices, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind und über das aktuelle Angebot ihrer Bank oder Sparkasse hinausgehen. Dabei stehen Kredite (42 Prozent), Cash-Management (38 Prozent), Rechnungsservice (36 Prozent) und Vertragsverwaltung (34 Prozent) an vorderster Stelle. Das ist angesichts des verstärkten Interesses des Mittelstands an der Prozessdigitalisierung wenig überraschend: Indem sie manuelle, siloartige Prozesse durch funktionsübergreifende digitale Workflows ersetzen, können Unternehmer die Effizienz steigern, Kosten senken und dabei flexibel auf sich ändernde Marktbedingungen und Kundenanforderungen reagieren.
Dies ist eine Lücke, die Finanzunternehmen schließen – und dabei bei Unternehmen punkten können: Indem sie für den Mittelstand praktische digitale Lösungen entwickeln, die verschiedene Dienstleistungen und Funktionen in einer einzigen digitalen Schnittstelle vereinen und manuelle und vielstufige Prozesse ersetzen, unterstützen sie Unternehmen bei der Prozessdigitalisierung und präsentieren sich als innovative, kompetente und verlässliche Gefährten des Mittelstands. Andernfalls verpassen sie eine große Chance und überlassen das Spielfeld Fintechs oder Tech-Konzernen wie Amazon, Apple oder Google, die in den Markt für Finanzdienstleistungen drängen. Zwar können sie bisher keinen großen Marktanteil ihr Eigen nennen: Lediglich 22 Prozent der Befragten gaben an, digitale Finanzservices von Anbietern außerhalb ihrer Bank oder Sparkasse zu nutzen. Jedoch ist dieser Anteil seit dem vergangenen Jahr um 6 Prozentpunkte gestiegen. Gleichzeitig gewinnen Fintechs als Digitalisierungspartner an Zuspruch. Während im vergangenen Jahr noch 42 Prozent der Befragten eine Zusammenarbeit mit Fintechs in Erwägung zogen, sind es dieses Jahr bereits 4 Prozentpunkte mehr. Daher sollten Finanzinstitute die Chance nutzen, das bereits vorhandene Vertrauen mit kompetenter Beratung und individuellen Lösungen weiter auszubauen.

Jens Rieken, Geschäftsführer der Star Finanz: „Der deutsche Mittelstand wünscht sich und braucht verlässliche und kompetente Partner bei seiner digitalen Transformation. Als regional verankerter Ansprechpartner und Dienstleister, der innovative digitale Finanzlösungen bietet, haben die Finanzinstitute und insbesondere die Sparkassen einen klaren Wettbewerbsvorteil und genießen das Vertrauen ihrer Kunden.“
Zur Umfrage:
Die Star Finanz führt seit 2019 jedes Jahr eine Online-Umfrage unter Einzelunternehmern, mittelständischen Firmen und Konzernen in ganz Deutschland durch. Ziel der Umfrage ist es, Erkenntnisse zum Digitalisierungsgrad sowie zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf deutsche Unternehmen zu gewinnen. Insgesamt nahmen in diesem Jahr mehr als 10.500 Firmen an der Befragung teil. Ein Großteil der Unternehmen war im Dienstleistungsbereich tätig (40 Prozent), gefolgt vom Handwerk (19 Prozent). 95 Prozent der Unternehmen existieren bereits länger als zehn Jahre. Insgesamt 64 Prozent der befragten Betriebe haben einen jährlichen Umsatz von weniger als 2,5 Millionen Euro und 77 Prozent haben weniger als 50 Mitarbeiter.