Startups sind in Deutschland so erfolgreich, wie nie zuvor. Insbesondere Finanz-Startups, sogenannte FinTechs, haben im vergangenen Jahr erstmalig mehr als eine Milliarde Euro Investoren-Gelder in Deutschland eingesammelt.[1] „Startups sind der Mittelstand von morgen – und sie haben das Zeug, Global Player von übermorgen zu sein,‟ so formulierte es die ehemalige Bundesministerin für Wirtschaft und Energie und Schirmherrin des Startup-Unternehmerinnen-Netzwerks, Brigitte Zypries. Bekannt für ihre disruptiven Innovationen, haben aber auch diese jungen Unternehmen mit altbekannten, strukturellen Problemen zu kämpfen: Zum Beispiel liegt der Anteil von Gründerinnen derzeit bei nur 15,1 Prozent. Das zeigt die jüngste Studie „Female Founders Monitor‟, eine Initiative des Bundesverbands Deutsche Startups und Google for Startups.[2]
Die Studie repräsentiert 3.747 Personen, verteilt auf 1.547 Startups. Darunter befinden sich 3.181 Männer in Gründungspositionen, das entspricht immerhin fast 85 Prozent. Gründerinnen gibt es 566. Die Studie zeigt weiter, dass in weniger als jedem sechsten Startup eine Frau zu den Gründungsteams gehört; außerdem erhielten Startups, die von weiblichen Teams geleitet werden, nur halb so viel Kapital von Investoren oder Risikokapitalgebern. Das zeigt: Frauen haben es auch heute noch spürbar schwerer, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Um sich für die Gleichstellung der Frauen in der Startup-Szene stark zu machen, hat der Bundesverband Deutsche Startups daher die Plattform Startup-Unternehmerinnen-Netzwerk ins Leben gerufen, welche mit dem Hashtag #starkefrauenstarkewirtschaft für mehr Frauen in Führungspositionen wirbt.
Globales Problem – Alte Vorurteile in der Finanzbranche
Frauen gelangen nur selten in Führungspositionen bei Finanzunternehmen. Diese Erkenntnis ist nicht neu und gilt für Deutschland wie für US-Finanzhäuser gleichermaßen: In den USA sind nur 19 Prozent der Vorstände weiblich. In Deutschland ergab eine Umfrage[3] unter 17 Fondsanbietern, die von KPMG und dem Karrierenetzwerk Fondsfrauen durchgeführt wurde, dass Frauen zwar knapp 44 Prozent aller Berufsanfänger ausmachen, die Karriere aber ab einem gewissen Punkt zum Stillstand kommt: Das Problem seien mangelnde Förderung sowie alte Vorurteile gegen Frauen in der Finanzbranche.
Es überrascht daher nicht, dass sich dieses Bild auch in einer sonst so progressiven und innovativen FinTech-Szene abzeichnet, einer Szene, die Finanzen und Technologie kombiniert – beides alteingesessene Männerdomänen. Der Anteil an Frauen unter den Vorständen von FinTechs innerhalb der EU liegt gerade einmal bei fünf Prozent. Global gesehen sind es bescheidene acht Prozent.
Netzwerk-Frauen-Power
Karrierenetzwerke wie das der Fondsfrauen gibt es glücklicherweise auch in der FinTech-Branche, wie beispielsweise die Initiative der Fintech Ladies. Eine Plattform, auf der sich Gründerinnen und Geschäftsführerinnen, Beraterinnen, und alle Frauen, die in einem FinTech arbeiten oder mit der Szene in Berührung sind, vernetzen und unterstützen können. Außerdem organisiert die Initiative regelmäßige Treffen und Workshops. Auch das internationale Netzwerk Global Digital Women setzt sich für die Vernetzung, Sichtbarkeit und Stärkung von inspirierenden digitalen Köpfen ein und verleiht jährlich den Digital Female Leader Award an Gründerinnen und Gestalterinnen in Unternehmen, Politik und Gesellschaft.
Quellen:
[1] https://www.wiwo.de/finanzdienstleister-deutsche-fintech-startups-werben-erstmals-milliardensumme-ein/23836816.html
[2] https://deutscherstartupmonitor.de/ffm/ffm-19
[3] https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/gleichberechtigung-warum-frauen-noch-immer-keine-karriere-in-der-finanzbranche-machen/23004872.html?ticket=ST-30853685-JGO6nX2SgDAFC12BX5Fv-ap5