Ein Suchbegriff wird in das Suchfeld einer Suchmaschine eingegeben – und schon erscheinen nicht nur Vorschläge für eine Frage oder weitere Begriffe, sondern die beliebtesten Suchergebnisse sind übersichtlich aufgelistet… Eine Armbanduhr überwacht den Herzschlag des Nutzers und meldet Unregelmäßigkeiten über eine intuitive App – und trägt so dazu bei, Menschen mit Herzproblemen rechtzeitig zu warnen, falls etwas nicht in Ordnung ist und rettet so möglicherweise Leben … Ein Algorithmus, der Unmengen von Daten analysiert, um Vermögensverwaltern Ineffizienzen an den Märkten – und mögliche Chancen zu günstigen Käufen – aufzuzeigen…
Menschen interagieren heute sowohl im Privatleben als auch im Beruf mit Technologien. Diese haben sich als fester Bestandteil des Lebens etabliert und sind für das Funktionieren von Gesellschaft und Wirtschaft unentbehrlich geworden. Dabei ist ihre einfache und intuitive Verwendung entscheidend dafür, ob und wie effizient Menschen Technologie nutzen. Doch was muss eine Technologie für eine optimale Nutzung mitbringen?
Mit dieser Frage beschäftigt sich der Bereich Human-Computer-Interaction (HCI). HCI ist die Wissenschaft davon, wie Menschen und Maschinen interagieren und hat das Ziel, Informatiksysteme und Technologien zu entwickeln und vor allem User Interfaces, also Benutzeroberflächen bzw. Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine, zu schaffen, deren Gestaltung sich an den Anforderungen der Nutzer orientiert. Die Hauptziele: Einfachheit, Zugänglichkeit und Nützlichkeit, aber auch die Möglichkeit, dass Menschen Technologie intuitiv anwenden, spielt eine wichtige Rolle. Zudem muss bei der Entwicklung von Systemen eine sinnvolle Aufgabenteilung zwischen Mensch und Computer erzielt werden, bei der sowohl die Vorzüge der menschlichen Fähigkeiten als auch die von Maschinen optimal zum Tragen kommen.
Zwischen Informationstechnologie und Psychologie
Um herauszufinden, wie die optimale Interaktion zwischen Mensch und Computer aussieht, braucht es verschiedene wissenschaftliche Disziplinen. Neben Informatik, Softwareentwicklung und Informationssystemen muss stets die menschliche Psychologie berücksichtigt werden. Hinzu kommen Kommunikation, Cognitive Science und Soziologie, aber auch Design und Ergonomie. Denn: Neben Denk- und Kommunikationsmustern von Individuen müssen Anwendungen auch soziale und organisatorische Aspekte des menschlichen Verhaltens, unsere Arbeitsweisen und Gewohnheiten, Lernverhalten sowie auch kulturelle Unterschiede berücksichtigen.
Dies ist für die Kundenzufriedenheit und auch die Vermarktung von Technologien von großer Bedeutung, denn nur eine positive Nutzererfahrung mit kurzen Lernwegen und ohne Frust und Verwirrung führt dazu, dass User eine Anwendung nutzen. Die Bedeutung eines guten und nutzerfreundlichen Interfaces kann nicht hoch genug bewertet werden. Denn Systeme, die nicht benutzbar sind und aus Sicht von Nutzern nicht funktionieren, sind nicht nur wertlos, sondern können sogar gefährlich sein. So schoss im Jahr 1988 ein US-Kampfschiff versehentlich ein Zivilflugzeug ab, der Grund: Unpraktische Bedienung des Radarsystems. Denn für das Abhören einerseits und die Beobachtung des Objekts andererseits mussten verschiedene Cursor verwendet werden – und der Bedienende hörte ein feindliches Schiff ab, während er ein Zivilflugzeug markiert hatte. Er vergaß die verschiedenen Cursor und glaubte, das markierte Objekt sei feindlich – und das Zivilflugzeug wurde abgeschossen. Ähnlich stürzte in England 1989 ein Flugzeug ab, weil die Piloten in einer Stresssituation nicht erkannt hatten, welches Triebwerk ausgefallen war und das falsche abschalteten. Dies geschah, weil die Anzeigen nach einer Design-Änderung weniger übersichtlich und schlechter sichtbar gemacht worden waren.
Von der Computermaus zu Augmented Reality und künstlicher Intelligenz
Die Forschung zur Nutzerfreundlichkeit der Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine begann bereits mit dem Aufkommen der ersten Computer, als Befehle über Tastatur und Maus eingegeben wurden. Heute kennt man User Interfaces von Programmen, Apps, aber auch von der Google-Suche und der intuitiven und unkomplizierten Navigation auf Webseiten. Eine einfache, praktische und intuitive Bedienung spielt aber auch in sicherheitskritischen Bereichen wie Flugsicherung, Intensivmedizin, Militär und Rettungswesen eine Rolle. Mit fortschreitender Technik wird HCI in Zukunft jedoch nicht nur in diesen sehr spezifischen Bereich eine immer größere Rolle spielen, sondern auch in unserem sozialen digitalen Miteinander, denn der nächste große Entwicklungssprung ist mit dem Metaverse zu erwarten, in dem Menschen spielen, arbeiten, lernen, Kontakte knüpfen und ein Leben mit Hilfe einzigartiger Online-Identitäten führen, die oft als Avatare bezeichnet werden. Hier wird es nicht nur darum gehen, intuitive, nutzerfreundliche Anwendungen zu schaffen, sondern soziale Interaktionen so erlebbar und ansprechend wie möglich zu gestalten.
Quellen:
- Human Computer Interaction einfach erklärt – Ryte Wiki
- Was ist Mensch-Computer-Interaktion? : Fachbereich Informatik : Universität Hamburg (uni-hamburg.de)
- (3) What is HCI? – YouTube
- Mensch-Computer-Interaktion – Wikipedia
- Was ist MCI? – FB MCI (gi.de)
- 6 Disasters Caused by Poorly Designed User Interfaces | Cracked.com
- Goals and Topics – UCAI (ucai-sig.org)
Titelbild: ©metamorworks (istock)
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