Digitale Technologien verändern unser Leben nachhaltig. Ihr Einzug in Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Umwelt ist mit Herausforderungen, aber auch enormen Chancen verbunden. Dazu zählen bspw. die Ressourceneffizienz und das Tierwohl. Insbesondere zum Tierschutz leistet die Digitalisierung bereits heute einen wesentlichen Beitrag, wie zwei Beispiele aus Afrika zeigen.
Laut einer aktuellen Schätzung hat der zweitgrößte Kontinent der Erde in den vergangenen zehn Jahren rund ein Drittel seiner Elefantenpopulation durch illegale Wilderei verloren. Regierungen, NGOs und andere Organisationen versuchen nun mithilfe digitaler Technologien Wildhütern vor Ort noch besser zu unterstützen. Dabei wird moderne Technik häufig mit traditionellen Maßnahmen kombiniert, so auch beim Elephant Listening Project (ELP), dass eng mit dem Startup Conversation Metrics zusammenarbeitet. Die gemeinsam entwickelten innovativen „Hörgeräte“ informieren Ranger besser über die Standorte der Elefanten und Wilderer.
KI hört schneller und besser
In einem fast 1000 Quadratkilometer großen Nationalpark in der Republik Kongo hat ELP eine Reihe von Abhörgeräten installiert, die die Elefantenaktivitäten registrieren. Dadurch lassen sich einerseits Patrouillengänge noch besser planen. Andererseits zeichnen die Geräte auch Schüsse von Wilderern auf und übermitteln diese direkt an die Wildhüter. Früher dauerte die Bearbeitungszeit solcher Informationen und die Weiterleitung an die Organisationen vor Ort sehr lange, manchmal drei bis vier Monate. Grund hierfür: Jede Aufzeichnung musste zunächst von einem menschlichen Ohr analysiert werden. Ein effektiver Schutz war dadurch nicht möglich. Inzwischen erfolgt die Analyse über Künstliche Intelligenz und somit nahezu in Echtzeit. Der zugrunde liegende Algorithmus verbessert sich mit jeder Aufnahme dabei sukzessiv weiter. Zwar lassen sich mit dem System Wilderer erst dann lokalisieren, wenn bereits ein Schuss abgegeben wurde. Es stellt jedoch einen weiteren wichtigen Schritt dar, um den Schutz der Tiere mittels Digitalisierung zu verbessern und Wilderer strafrechtlich besser verfolgen zu können.
Unsichtbarer Zaun dank GPS
Ein weiteres Beispiel für den digitalen Tierschutz stammt aus Botswana. Hier kommt es immer wieder zu folgenschweren Begegnungen zwischen Mensch und Tier. In der Regel besitzen die verschiedenen Dörfer vor Ort eigene Rinderherden, mit deren Hilfe sie ihren Lebensunterhalt bestreiten. Die Rinder grasen tagsüber ohne Aufsicht auf den Wiesen und dringen dabei mitunter auch in Gebiete von Löwenrudeln vor. Um dies zu verhindern, hat die Organisation CLAWS Conservancy die Methode Geofencing entwickelt. Dabei werden mittels GPS-Koordinaten Areale festgelegt, zwischen denen unsichtbare Linien gezogen werden. Anschließend ermittelt man die Tiergruppen, die diese Linie nicht überschreiten sollen und stattet diese mit GPS-Sendern aus. Auch die Leittiere der Rinderherden erhalten einen entsprechenden Sender. Sobald sich Löwen der Herde nähern, schickt der Sender eine Warnung per SMS-Nachricht. Anschließend wird eine Telefonkette in Gang gesetzt, bei der Häuptlinge und Stammesälteste informiert werden. Sie warnen anschließend ihre Dörfer vor der Gefahr. Auf diese Weise können die Dorfbewohner ihre Herden besser vor potenziellen Angriffen schützen und ihren Lebensunterhalt somit besser sichern.
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