Malaysia ist geteilt, zumindest geographisch: Getrennt vom Südchinesischen Meer liegt die eine Hälfte auf der Malaiischen Halbinsel, die andere 650 Kilometer südlich auf der Insel Borneo. Insgesamt leben dort rund 33 Millionen Menschen von denen etwa 60 Prozent dem Islam angehören. Dieser ist Staatsreligion und daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Malaysia eines der führenden Staaten im islamischen Finanzwesen ist.
Ethisches Finanzsystem
Malaysias Finanzplatz hat laut einer Analyse des Internationalen Währungsfonds (IWF) eine einzigartige Position innerhalb der islamischen Finanzbranche. Das Wachstum der islamischen Bankkredite im Land stieg 2018 um 8,9 Prozent, verglichen mit lediglich 2,5 Prozent bei den konventionellen Banken. Doch wie unterscheidet sich das islamische Finanzsystem vom konventionellen?
Das islamische Finanzwesen basiert auf dem islamischen Recht, der Scharia. Es verbietet nicht nur Zinsnahmen oder Spekulationen, sondern auch Investitionen in „unmoralische“ Unternehmen wie etwa Firmen der Rüstungs-, Tabak- und Alkoholindustrie. Richtet man den Blick gezielt auf die Islamic-Fintech-Branche, steckt Malaysia hier aber im Vergleich zu anderen Ländern wie Indonesien noch in den Kinderschuhen. Fintechs, die etwa digitale Finanzprodukte auf Basis der Blockchain-Technologie anbieten, können für das islamische Finanzwesen jedoch besonders nützlich sein, da sie beispielsweise in puncto Transparenz, ein weiteres Kernprinzip des islamischen Finanzwesens, traditionellen Anbietern weit voraus sind.
Der Staat macht mobil
Auch wenn die islamische Fintech-Branche in Malaysia noch in den Startlöchern steht, entwickelt sich die restliche digitale Finanzbranche insgesamt schnell. Mit seiner wachsenden Mittelschicht und der starken Verbreitung von Smartphones nimmt die Akzeptanz für mobile Zahlungsdienste stetig zu. 2019 nutzten 40 Prozent der Bevölkerung ein Smartphone für Mobile-Payment-Zahlungen, ein Wachstum von immerhin 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Wachstumsrate dürfte 2020 noch weiter steigen. Das liegt nicht zuletzt an der starken Unterstützung der Regierung, die zu Beginn des Jahres ein Programm startete, dass mehr als 450 Millionen Ringgit, das entspricht etwa 100 Millionen Euro, an die Bevölkerung verteilte. Jeder malaysische Staatsbürger über 18 Jahren, der weniger als umgerechnet etwa 21.000 Euro pro Jahr verdient, erhielt eine einmalige Zuwendung von 30 Ringgit. Das Programm kam rund 15 Millionen Malaysiern zugute und sollte e-Wallet-Unternehmen einen Auftrieb geben, dazu gehörten Anbieter wie Grab, Boost und Touch ’n Go.
Tatsächlich entwickeln in Malaysia sogar die Bundesstaaten ihre eigenen digitalen Geldbörsen. So launchte der Bundesstaat Sabah jüngst in Zusammenarbeit mit Boost das staatliche e-Wallet Sabah-Pay und folgt damit dem Weg seines Nachbarstaates Sarawak, wo 2017 das e-Wallte S-Pay eingeführt wurde. Künftig sollen nicht nur alle staatlichen Einnahmen über die Apps abgewickelt, sondern auch Finanzierungs- und Darlehensangebote sowie E-Parking- und E-Ticketing-Optionen zur Verfügung gestellt werden. Aber auch speziell für das islamische Finanzwesen sollen in Zukunft Fördergelder und Programme gestellt werden – dann dürfte Malaysia bald auch zu den führenden Finanzplätzen in puncto Islamic-Fintech-Innovationen gehören.
Quellen:
https://www.asiafundmanagers.com/de/mobile-payments-asien-an-der-spitze/
https://www.gabler-banklexikon.de/definition/islamisches-finanzwesen-70755
https://www.imf.org/en/News/Articles/2020/02/27/na022820-malaysia-a-flourishing-fintech-ecosystem
https://fintechnews.my/19512/islamic-fintech/islamic-fintech-malaysia-shariah/
https://www.globalgovernmentforum.com/malaysian-states-adopt-e-wallets-to-encourage-online-payments/
https://www.pymnts.com/digital-payments/2020/malaysia-govt-to-pay-citizens-to-use-digital-payments/
https://fintechnews.my/22884/e-wallets-malaysia/sabah-teams-up-with-boost-to-launch-its-own-e-wallet-sabah-pay/