Die Menschen in Südafrika bezeichnen sich selbst stolz als Rainbow Nation – im Vielvölkerstaat am Kap der Guten Hoffnung gibt es ganz offiziell elf Amtssprachen, darunter Englisch, Afrikaans, Xhosa und Zulu. So vielfältig wie die Bevölkerung Südafrikas ist dort auch die Auswahl an digitalen Bezahlmethoden, wenngleich Bargeld aufgrund der weitverbreiteten ärmlichen Verhältnisse immer noch ein Hauptzahlungsmittel darstellt.
Südafrika ist ein Land der Kontraste: Obwohl fast die Hälfte der Südafrikanerinnen und Südafrikaner keine Kreditkarte besitzt, verfügt knapp ein Drittel der Bevölkerung über mindestens eine, 13 Prozent sogar über zwei Kreditkarten. All diejenigen mit Kreditkarte nutzen diese dann auch am liebsten: 89 Prozent zahlen mit ihrer Kreditkarte. Insgesamt haben in Südafrika zwar mittlerweile immerhin 80 Prozent der Bevölkerung ein Bankkonto, dennoch nimmt laut einer Studie von Deloitte und Mastercard die Bargeldnutzung pro Jahr zwischen sechs und zehn Prozent zu.
Mobile Money – setzt sich das durch?
Ähnlich sieht es bei der Bezahlung mit dem Mobiltelefon aus. Zwar haben neun von zehn der in Südafrika lebenden Menschen ein Mobiltelefon, allerdings sind nur etwa 20 Millionen Menschen im Besitz eines Smartphones – das entspricht einem Drittel der Bevölkerung. Zudem sind auch die Kosten für das mobile Internet hoch: Südafrikaner zahlen im Schnitt für 1GB Datenvolumen umgerechnet etwa 7,19 US-Dollar. Das hindert einkommensschwache Nutzer daran, Internet-basierte Zahlungen für Transaktionen zu nutzen.
Während die Mobilfunkverbreitung in Südafrika hoch ist, konnten sich hingegen Anbieter von Mobile-Money-Payment-Lösungen wie M-Pesa in Südafrika nicht durchsetzen. Im Gegensatz zu M-Pesas Erfolgsgeschichte in Kenia hat Südafrikas größter Mobilfunkbetreiber Vodacom das eigene Zahlungssystem nach nur sechs Jahren wieder vom Markt genommen. Der Grund: Südafrika ist die zweitgrößte Volkswirtschaft auf dem afrikanischen Kontinent und verfügt im Gegensatz zu anderen afrikanischen Ländern über einen gut etablierten Bankensektor. Da auch schon 2010 drei Viertel der Bevölkerung Zugriff auf ein Bankkonto hatten, waren diese nicht so stark auf den Zahldienst über das Mobilfunktelefon angewiesen. Tatsächlich nutzen immerhin 53 Prozent derer, die ein Smartphone haben, dann auch die App ihrer Bank für mobile Zahlungen.
Der Super-Coup
Um den gesamten Mobile-Payment-Sektor dennoch weiter voranzutreiben, landete Vodacom jüngst einen Super-Coup: Erst im Juli kündigte das Unternehmen an, gemeinsam mit dem chinesischen Tech-Giganten Ant Financial, die Super-App Alipay in Südafrika zu launchen. Ausschließlich die südafrikanischen Vodacom-Kunden werdend somit Zugriff auf die Alipay-Dienste haben und erhalten für deren Nutzung Goodies wie Freiminuten und zusätzliches Datenvolumen. Zudem wird die Datennutzung, die für den Zugang auf die Plattform notwendig ist, kostenfrei sein. Angebote wie diese dürften auch den südafrikanischen Mobile-Payment-Markt beflügeln und das Land in eine vielfältige und mobile Regenbogenlandschaft verwandeln.
Quellen:
https://www.bizcommunity.com/Article/196/163/205448.html
https://www.bizcommunity.com/Article/196/751/204098.html
https://www.bbc.com/news/world-africa-36260348
https://www.theafricareport.com/25741/vodacom-and-safaricom-in-the-drivers-seat-for-m-pesa/
https://www.statista.com/statistics/488376/forecast-of-smartphone-users-in-south-africa/
https://thepaypers.com/payment-methods/southafrica/25
https://businesstech.co.za/news/banking/298810/discovery-has-the-big-banks-nervous/
https://techcentral.co.za/vodacom-to-launch-alipay-fintech-super-app-in-south-africa/99782/
https://apnews.com/806b48c225bd49ff8ae573e113a8eca1
https://www.itnewsafrica.com/2020/05/what-south-africans-think-of-digital-payment-methods/