Die Open-Banking-Revolution der Bankenbranche ist längst keine Zukunftsmusik mehr. Durch das Aufbrechen bisheriger Wertschöpfungsketten entsteht ein neues Ökosystem der Banking Marketplaces (Bankenmarktplätze). Ein Marktplatz vereint verschiedene Produkte und Dienstleister, darunter zum Beispiel Einzelhändler, Gesundheitsdienstleister, FinTechs oder andere Banken. Darüber hinaus ermöglicht er den Banken Partnerschaften mit Ökosystemanbietern. Wie funktioniert ein Bankenmarktplatz?
Das Open-Banking-Ökosystem
An der Entwicklung hin zu Banking Marketplaces waren Tech-Riesen wie Baidu, Alibaba, Meta Platforms (ehemals Facebook) und Tencent nicht ganz unbeteiligt. Diese arbeiten daran, auch Finanzprodukte stärker in ihr Portfolio zu integrieren und sind inzwischen eine ernstzunehmende Konkurrenz für Banken. Ihre Vorteile: Plattformen wie Meta haben eine eigene digitale Reichweite für Kampagnen von der Finanzdienstleister nur träumen können. Darüber hinaus hat ihr Kundenstamm über die Jahre eine große Loyalität zu den Plattformen aufgebaut. In der Folge könnten digitalaffine Bankkunden ihre Finanzgeschäfte künftig über die Plattformen abwickeln.
Die Payment Service Directive 2 (PSD2) hat Banken dazu verpflichtet Drittanbietern über Bank-Schnittstellen Kunden- und Transaktionsdaten zur Verfügung zu stellen. Was zunächst vor allem eine Verpflichtung war, hat gleichzeitig vielen Banken einen Anstoß gegeben, sich stärker zu digitalisieren und fremde Dienstleistungen im Sinne eines Banking Marketplace in ihr Portfolio zu integrieren. Ein Banking Marketplace ist ein Ökosystem, in dem sich Akteure mit verschiedenen Stärken vernetzen. Entwickeln sich um das System herum neue Bedürfnisse, reagiert es mit Lösungen, die über die einzelnen Unternehmensgrenzen weit hinausgehen. Maßgeblich dafür verantwortlich sind technologische Entwicklungen wie Open Banking und Decentralized Finance. Denn offene Programmierschnittstellen zur Integration von Drittanbietern im Open Banking oder dezentralisierte Netzwerke, die nicht auf zentrale Finanzintermediäre angewiesen sind, machen die Ökosysteme technologisch erst möglich. Ziel ist, dem Wunsch der Kunden nach mehr Individualisierung und Personalisierung gerecht zu werden und mit wettbewerbsfähigen Preisen mitzuhalten.
Kooperationen von Banken und FinTechs
Es gibt zwei Varianten des Banking-Marketplace-Modells. In sogenannten Aggregator-Ökosystemen steht Kunden ein großes Portfolio aus Produkten und Dienstleistungen zur Verfügung. Banken werden zur zentralen Anlaufstelle für ihre Kerndienstleistungen, FinTech-Produkte oder sogar nicht-finanzielle Dienstleistungen wie Einzelhändler oder Gesundheitsdienstleister. Beispiele für Aggregatoren sind die DBS Bank oder wallis, eine Tochterfirma der Star Finanz. Die DBS Bank arbeitet in ihrem Ökosystem mit Händlern, Versicherern, Telekommunikationsunternehmen und FinTechs zusammen. Wallis stellt für Sparkassen, Verbundpartner und FinTechs eine Open-Banking-Plattform bereit und kooperiert mit bevestor, einem Unternehmen der Deka, im Rahmen der Funktion „Cent-Sparen“. „Cent-Sparen” ermöglicht bevestor-Kunden bereits ab 1 Euro zusätzlich in ihr Depot zu investieren. bevestor setzt wallis ein, damit sie für die technische Anbindung an die Girokonten der Kunden sorgen, wobei es grundsätzlich egal ist, bei welcher Hausbank der Kunde sein Konto hat.
In der zweiten Variante des Banking-Marketplace-Modells geht es um ein One-Stop-Shopping-Erlebnis. Das heißt, es werden die Produkte und Dienstleistungen von Drittanbietern integriert, damit der Kunde die eigene Plattform nicht verlassen muss. Dadurch soll das Einkaufserlebnis der Kunden verbessert werden. Zum Beispiel hat die russische Bank VTB zusammen mit dem Autohaus-Aggregator ILSA einen Online-Automarktplatz entwickelt.
Für Kunden hat diese Entwicklung einen entscheidenden Vorteil: Ihre Bank bietet ihnen quasi ein Kaufhaus mit Finanzdienstleistungen und Produkten, die darüber hinausgehen können. So wie Amazon zum Marktplatz des Einzelhandels wurde, werden Banken zum Marktplatz der Finanzdienstleistungen mit einigen Extras in Form finanzfremder Dienstleistungen. Konnten sie ehemals nicht alle Kundenbedürfnisse bedienen, können sie nun für ihre Kunden relevante Lösungen bündeln. Zudem ermöglichen sie den Banken ihr Netzwerk zu nutzen und neue Partnerschaften einzugehen, um neue Geschäftsmodelle zu generieren.
Quellen:
- Finextra: https://www.finextra.com/blogposting/21037/how-banking-marketplaces-are-redefining-finance
- Compare the cloud: https://www.comparethecloud.net/articles/marketplace-vs-platform-banking-why-the-marketplace-approach-must-prevail-to-better-serve-smes/
- Börsen Zeitung: https://www.boersen-zeitung.de/banken-finanzen/das-mantra-der-plattform-oekonomie-051dd97b-a5f7-4e09-9520-6e2b40113d81,
- Bank Blog: https://www.der-bank-blog.de/banking-oekosystem-normalitaet/digital-banking/37668974/
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