Freies Wissen gilt als einer der wichtigsten Treiber für Innovation. Nicht umsonst gilt der uneingeschränkte Zugang zu Bildung und Wissen als ein zentraler Pfeiler funktionierender Demokratien. In der digitalen Gesellschaft bekommt freies Wissen eine ganz neue Dimension, denn mit den Technologien, die uns heute zur Verfügung stehen, lässt sich Wissen über völlig neue Kanäle aneignen und weitergeben. Längst hat sich dafür ein eigenes Buzzword etabliert „Open Knowledge“ – intelligent genutzt, eröffnet dieses neue Konzept der Offenheit immenses Innovationspotenzial nicht nur für die moderne Wissensgesellschaft sondern besonders auch für Unternehmen.
Bibliothek des universellen Wissens
Doch was ist eigentlich dieses „Open Knowledge“? Im Grunde bezeichnet der Begriff nichts anderes als Inhalte, deren freie Nutzbarkeit gewährleistet und deren Weiterverbreitung urheberrechtlich grundsätzlich erlaubt ist. Das können alle möglichen Arten von Inhalten sein: Bücher, Filme, Musik – oder auch Daten und Informationen. Wichtig ist nur, dass die Inhalte unter freier Lizenz stehen. Das wohl prominenteste Beispiel ist Wikipedia. Doch es gibt noch weit ehrgeizigere Projekte: Die Non-Profit-Organisation Internet Archive baut mit archive.org eine ganze Bibliothek im Netz. Forscher, Historiker, Wissenschaftler und die breite Öffentlichkeit erhalten hier kostenlosen und freien Zugang zu 625 Milliarden archivierte Webseiten, 38 Millionen Büchern und Texten, 14 Millionen Tonaufnahmen, sieben Millionen Videos, vier Millionen Bilder und 790.000 Software-Programme. Jeden Tag kommen neue Inhalte dazu. Welchen immensen Einfluss dieser freie Wissenszugang für Forschung und Wissenschaft hat, lässt sich aktuell noch kaum abschätzen.
Vom Workflow-Management zu dezentralen Wissensstrukturen
Open Knowledge bedeutet jedoch deutlich mehr als nur die Möglichkeit, kostenlos auf bestimmte Inhalte zugreifen zu können. Es ermöglicht vor allem neue Formen der kollaborativen Wissenserstellung, -verbreitung und -weiterentwicklung. Vor allem Unternehmen sollten Open Knowledge daher auf dem Schirm haben, denn wenn es gelingt, dass Wissen in Organisationen frei fließt – über Grenzen von Hierarchien und Abteilungen hinweg – dann lassen sich ganz neue Innovationspotenziale erschließen, Redundanzen reduzieren und gemeinsame Kompetenzen nutzen.
Für diese neue Art von fluidem Wissensmanagement müssen Organisationen neue Tools und Strategien entwickeln, die Wissen smart verfügbar machen. Heutige Workflow-Management-Systeme sind dabei nur bedingt geeignet. Sie fangen nur einen geringen Anteil aller Informationen ein. Ganz im Gegenteil bilden sie den größten und wertvollsten Teil dieser Informationen gar nicht ab: Die informelle Kommunikation, vom Flurfunk bis zum fachlichen Austausch. Genau an dieser Stelle setzt etwa die Continental AG an: Mit der unternehmenseigenen Social-Media-Plattform ConNext will der Automobilzulieferer gezielt dezentrale Wissensstrukturen schaffen, um den internen Datenaustausch zu optimieren.
Kultur der Offenheit als Wettbewerbsfaktor von morgen
Neber dieser rein technischen Voraussetzung ist aber vor allem eines gefragt: ein Cultural Shift. Wahres Open Knowledge lässt sich nur dann verwirklichen, wenn Grenzen zwischen Abteilungen gezielt abgebaut werden. Wissen sollte eben nicht mehr als Eigentum einzelner Fachbereiche verstanden werden, sondern als Ressource, die allen Mitarbeitern im Unternehmen gleichermaßen zur Verfügung steht. Die Fähigkeit, diesen Wandel zu meistern, könnte sich für Unternehmen in Zukunft zum ausschlaggebenden Wettbewerbsfaktor entwickeln, in einer Welt, die mehr und mehr von Wandel und Innovationskraft getrieben ist.
Quellen:
- org: ABC der Offenheit: Was ist Open Knowledge? (netzpolitik.org)
- FAZ: Die Macht des geteilten Wissens (zukunftsinstitut.de)
- org: Was es mit Archive.org auf sich hat?
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