In der Corona-Krise ändert ein großer Teil der Bevölkerung hierzulande sein Zahlungsverhalten. Neben der Zahlung mit Karte greifen viele dabei auch auf das Smartphone als mobile Geldbörse zurück. Damit vollzieht sich in Deutschland eine Entwicklung, die insbesondere bei unseren skandinavischen Nachbarn bereits vor mehreren Jahren zu beobachten war: die Abkehr vom Bargeld, hin zu digitalen Angeboten. Neben Schweden und Finnland gilt insbesondere Dänemark als Vorreiter in Sachen mobiles Bezahlen.
Erfolgsgeschichte MobilePay
Bereits 2013 entschied sich das größte dänische Geldinstitut, die Danske Bank, eine Bezahl-App namens MobilePay auf den Markt zu bringen. Wenige Monate nach Launch registrierte die Anwendung bereits 100.000 Downloads und konnte 2017 die magische Schallmauer von einer Million Transaktionen durchbrechen.[1] Seitdem kamen weitere Banken und Kooperationspartner hinzu und das Funktionsangebot wurde sukzessive erweitert. Inzwischen ist MobilePay ebenfalls im stationären Handel, im Internet und in den Supermärkten des Landes einsetzbar. Auch Rechnungen können über die App schnell und bequem bezahlt werden. Heute zählt die Applikation über vier Millionen Nutzer in Dänemark – bei insgesamt 5,6 Millionen Einwohnern.[2]
Auf dem Weg in eine bargeldlose Gesellschaft
Laut Zahlen der Dänischen Nationalbank vom Februar 2020 lebt ein Großteil der dänischen Bevölkerung mehr oder weniger bargeldlos, wobei der Anteil, laut Notenbanker, in Zukunft weiter zunehmen soll. 34 Prozent der Dänen führen demnach keinerlei Bargeld mehr bei sich – dies entspricht einer Verdoppelung gegenüber 2017. Insbesondere die Jüngeren setzen auf digitale Lösungen. Aber auch bei den älteren Dänen lässt sich laut Notenbank eine Verhaltensänderung beobachten. So erfolgte die Bezahlung per Bargeld bei den über 70-Jährigen im vergangenen Jahr in lediglich zwei von zehn möglichen Fällen. Insgesamt betrug der Anteil der Bevölkerung, der mehr als 100 Kronen (rund 13 Euro) Bargeld bei sich führte, 2019 bei gerade einmal acht Prozent.[3] Und einer aktuellen Befragung zufolge verwenden 47 Prozent der Dänen mindestens einmal in der Woche eine Mobile Payment App wie MobilePay.[4]
Zusammenarbeit über europäische Grenzen hinweg
Um die Akzeptanz von mobilen Bezahlverfahren voranzutreiben und grenzübergreifende Zahlungen zu ermöglichen, arbeitet die Plattform mit sechs europäischen Mobile-Payment-Systemen im Rahmen der European Mobile Payment System Association (EMPSA) zusammen. Dazu gehören Blue Code (Österreich, Deutschland), Twint (Schweiz), Swish (Schweden), Vipps (Norwegen), Bancontact Payconiq (Belgien) und Sibs/MB Way (Portugal). Im Gegensatz zu bestehenden Bezahllösungen setzt das Netzwerk nicht auf den bislang in Deutschland und global am stärksten verbreiteten NFC-Standard, sondern arbeitet mit speziellen Barcodes sowie QR-Codes.
Insgesamt kommt die Initiative auf rund 25 Millionen Mobile-Payment-Nutzer, etwa einer Million Akzeptanzstellen in Handel, Gastronomie und Hotellerie sowie mehr als 350 angeschlossenen Banken. Für das Thema Mobile Payment dürften sich durch die länderübergreifende Kooperation weitere Impulse ergeben, in Dänemark und Europa insgesamt.
Quellen:
[1] https://www.mobilepay.dk/about
[2] Ebd.
[3] https://bit.ly/3dW8Itx
[4] https://www.statista.com/statistics/1098438/frequency-of-using-mobile-payment-apps-in-denmark/
2 Kommentare
Es ist eben sehr nationalistisch dänisch. Am Stevens Klint blieb uns ein Eis verwehrt, da ausschließlich mobilepay dk akzeptiert wurde. Teilweise auch im Bus nur die App oder Bargeld. Als nichtdänischer EU-Bürger ist man ohne dänische Mobilnummer außen vor. Google Pay, Paypal oder Kreditkarten sind teilerise nutzlos.
Das schreibe ich 2022
So ging es uns an diesem Wochenende im Juli 2022. Streetfood ohne MobilePay oder cash ging gar nicht. Nach langem Warten in der Schlange sind wir mit unserer VISA Karte frustriert abgezogen. Sehr ärgerlich. Abschottung pur.