Der größte Quantencomputer für den Industrieeinsatz in Europa steht in Baden-Württemberg. Er wird zusammen von IBM und der Fraunhofer-Gesellschaft betrieben. Doch was kann der Supercomputer? Die Industrie sucht derzeit nach passenden Anwendungsfällen. Stand jetzt können Quantencomputer beispielsweise in Minuten neue Molekülstrukturen und chemische Verbindungen errechnen. Für die meisten Finanzinstitute steht der Einsatz von Quantencomputern zwar nicht unmittelbar auf der Agenda, gegen die Supercomputer verschließen, können sie sich aber trotzdem nicht. Denn an die Leistungsfähigkeit kommt bisher kein anderer Computer heran. Wie beeinflusst die Quantentechnologie die digitale Bankenwelt?
Aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften sind Quantencomputer in der Lage, deutlich größere Datenmengen in deutlich kürzerer Zeit verarbeiten, als dies mit heutigen Computern möglich ist. Dadurch lassen sich genauere Vorhersagen treffen und präzisere Ergebnisse erzielen. Laut einer Umfrage von Sopra Steria und dem FAZ Institut erwarten 24 Prozent der mehr als 150 befragten Entscheider aus Industrie, Banken und öffentlichen Einrichtungen, dass sich der Einfluss von Quantencomputing bereits im Jahr 2025 spürbar bemerkbar macht. Bei einer Erweiterung des Betrachtungszeitraums auf das Jahr 2030 steigt der Anteil noch einmal spürbar auf dann 64 Prozent. Unter den befragten Führungs- und Fachkräften aus der Finanzdienstleistung glauben 59 Prozent, dass die neue Technologie für ihrer Branche „relevant“ oder sogar „sehr relevant“ ist.
Im Finanzbereich eignen sich Quantencomputer unter anderem für schnelle und bessere Modelle zur Portfolio-Optimierung, für das Risikomanagement und zur Anlagebewertung. Auch Produktempfehlungen ließen sich noch weiter personalisieren. Solche Services dürften künftig eine zentrale Rolle für den Erfolg von Banken spielen. Ein leistungsfähiger Quantencomputer könnte maßgeblich zur schnellen Erstellung passender Angebote beitragen, da er beispielsweise eine Million Kreditassets in Echtzeit berechnet. So ließen sich Risiken schon im Verkaufsprozess einschätzen. Zudem bieten quantenverbesserte Machine-Learning-Prozesse großes Potenzial in der Betrugserkennung und bei der Stärkung der Kundenzentrik. So lassen sich etwa Produktempfehlungen weiter personalisiern.
Wie ausgeführt bergen Quantencomputer enormes Potenzial, befinden sich aktuell aber noch in der physischen Grundlagenforschung. Derzeit besteht jedoch noch kein dominierender Ansatz, die Technologie umzusetzen. Zudem gibt es Herausforderungen hinsichtlich der Stabilität und Fehleranfälligkeit derartiger Systeme. Es bleibt spannend zu beobachten, wie die Entwicklung hier voranschreitet. Wir bleiben dran und berichten auch künftig über spannende Neuigkeiten auf diesem Gebiet.
Titelbild: ©blackdovfx (istock)
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