Die Female Economy ist ein großer Wachstumsmarkt, das gilt insbesondere auch für die Finanzbranche. Wir vom Sparkassen Innovation Hub (S-Hub) haben uns deshalb in einem viertägigen Sprint gefragt: Wie können Sparkassen Frauen als Kundinnen direkt ansprechen und auf ihre spezifischen Bedürfnisse eingehen? Entstanden ist eine umfassende Studie zum Thema Female Finance.
Unsere Grundlage war klar: Die Hälfte der Bevölkerung ist weiblich – somit sind Frauen ein essentieller Bestandteil aller Zielgruppen. Doch schon aufgrund historisch gewachsener Rollenbilder und auch durch bestehende Biases sind sie öfter von finanziellen Fehlentscheidungen betroffen als Männer. Bewegt vom gesellschaftlichen Wandel hin zu mehr Diversität und Gleichberechtigung entwickeln Frauen jedoch auch im Banking-Bereich neue Ansprüche an die Service-Leistungen und das generelle Angebot von Finanzinstituten. Ihre Bedürfnisse werden in der klassischen Finanz-Produktlandschaft und -Beratung jedoch nicht genügend betrachtet.
Hohes Potential der Female Economy
Dabei liefern nicht nur gesellschaftliche Aspekte, sondern vor allem auch die wirtschaftlichen Potentiale und die dahinterstehende wachsende Industrie gute Gründe, den Markt zu erobern. Heute ist die Female Economy ein größerer Wachstumsmarkt als China und Indien zusammen: 700-800 Mrd. US-Dollar an Gewinn verpassen Finanzinstitute derzeit weltweit, weil sie keine Services für Frauen oder unter Berücksichtigung der weiblichen Bedürfnisse entwickeln und vermarkten. (Female Finance Study/EWPN 2020 & Oliver Wyman: Women In Financial Services 2020)
Vor allem die Finanzindustrie ist bei der Entfaltung dieses Potentials noch ganz am Anfang. Einige FinTechs haben diesen Trend allerdings bereits erkannt und bieten entsprechende Lösungen. So entwicklte Ellevest eine Finanzplan-App basierend auf einer gebührenpflichtigen Mitgliedschaft und Vitamin macht das Thema Geldanlage durch entsprechende Coaching-Angebote einfacher zugänglich.
Gemeinsamer Sprint und umfassende Studie mit ersten Handlungsempfehlungen
Diese Entwicklungen zeigen nur beispielhaft, wie wichtig es ist, Frauen als Kundinnen direkt anzusprechen und auf ihre spezifischen Bedürfnisse einzugehen. Aber wie können Sparkassen entsprechende Angebote etablieren und an Frauen adressieren? Und braucht es hierzu eigene Finanzprodukte für Frauen?
Um diesen Fragestellungen nachzugehen und die Potentiale für die Sparkassen zu beleuchten, haben wir vom S-Hub in einem viertägigen Sprint zusammen mit Teilnehmer:innen der Haspa, Berliner Sparkasse, Braunschweigische Landessparkasse, Kreissparkasse Biberach, Kreissparkasse Köln sowie der Sparkasse Hannover und im engen Austausch mit der BW-Bank und dem DSGV neun relevante Bereiche beleuchtet und die Ergebnisse in einer umfassenden Studie aufbereitet. Die Themenfelder waren dabei Finanzplanung, Finanzwissen und Finanzmanagement, Kredite, Investieren, Gründen, Versicherung und Beratung, insbesondere aus Sicht der Kundinnen, sowie Frauen in der Finanzbranche, aus Sicht der Mitarbeiterinnen.
Das Ergebnis
Um die Potentiale bei Frauen nutzen zu können, bedarf es auf Seiten der Sparkassen einer Ausrichtung auf entscheidende Lebensphasen – durch empathische Beratung und bedarfsgerechte Angebote. Dabei muss die Frage nach einem eigenen Produkt oder Service für Frauen situationsbedingt analysiert werden. Eine dedizierte Ansprache von Frauen als Individuum und eine entsprechende Vermarktung sind jedoch unbedingt notwendig. Es gilt, die Sinnhaftigkeit von Themen in den Vordergrund zu stellen. Zudem sollte die Kommunikation auf ein Miteinander ausgerichtet sein, Empathie vermitteln und im Design die Informationsbedürfnisse von Frauen berücksichtigen.
Im Rahmen unserer Studie haben wir für die Themenfelder Beratung, Finanzplanung und -management, Investieren und Kredite jeweils eine konkrete Handlungsempfehlung für Sparkassen erarbeitet, die sich spezifisch für Frauen als Zielgruppe ergibt. Im vierten Quartal 2021 wollen wir noch weiter in die Tiefe gehen und eine der Handlungsempfehlungen weiter konkretisieren.
Für Fragen zu unserer Female Finance Studie oder ganz allgemein zur Ausrichtung und Arbeit des S-Hubs, schreibt uns gerne per E-Mail unter hallo@sparkassen-hub.com an!