Mitte Dezember haben wir an dieser Stelle über Bernd Kurmeyer berichtet, der im Rahmen eines Projekts der Sparkassenstiftung in Ostafrika seit Januar 2020 Mikrofinanzdachverbände vor Ort bei der Beschaffung bzw. dem Betrieb von Kernbanksystemen und der Bereitstellung technischer Voraussetzungen unterstützt. Regelmäßig berichtet Bernd bei uns im Blog über seine Zeit und Erlebnisse. Der erste Teil der Serie dreht sich um die Ankunft und ersten Tage in Afrika.
Nachdem im Januar alle Vorbereitungen für meine Ausreise abgeschlossen waren und ich an den wirklich sehr interessanten Vorbereitungsseminaren an der Akademie für Internationale Zusammenarbeit (AIZ, Akademie der GIZ) teilgenommen hatte, machte ich mich am 02. Februar 2020 vom Flughafen Hannover endlich auf den Weg nach Kigali, die Hauptstadt Ruandas. Nach meiner Ankunft habe ich die beiden ersten Tagen genutzt, um das Team des Regionalbüros Ostafrika kennenzulernen. Die Begrüßung vor Ort war äußerst herzlich, sodass ich mich von Anfang an dort wohlgefühlt habe.
Als erster offizieller Termin stand dann der Besuch des Africa Tech Summit 2020 im Convention Center in Kigali an. Wir haben hier an verschiedenen Veranstaltungen zu Start-Ups, Financial Technology und Nachhaltigkeit in der Technologie teilgenommen. Neben mir war noch mein neuer Kollege Robert Rowohl, der vom Ostdeutschen Sparkassenverband zur Sparkassenstiftung wechselte, auf dem Summit dabei. Robert ist mit seiner Frau und den beiden kleinen Töchtern nach Kigali gezogen, um dann übergreifend mit allen Kollegen in Ostafrika zu arbeiten. Mein direkter Arbeitskollege im Bereich IT aus Uganda hat uns ebenfalls auf den Summit begleitet. Die vorgestellten Lösungen und Produkte sowie viele thematische Diskussionen waren extrem interessant. Dabei hat sich auch das Bild gefestigt, dass sich gerade im FinTech-Bereich in Afrika sehr viel tut und dabei Nigeria und Südafrika die führende Rolle übernehmen.
Kigali an sich ist eine äußerst schöne Stadt, die auf vielen Hügeln gelegen ist. Allerdings hatte es an den Tagen vor meiner Ankunft stark geregnet, sodass die Straßen in keinem guten Zustand waren. Das hält jedoch den Verkehr nicht davon ab, genauso dicht und für uns Europäer extrem unübersichtlich zu sein. Insbesondere die in Kigali Moto genannten Motorradtaxis machen es dem ungeübten Teilnehmer extrem schwer, die aktuelle Verkehrslage korrekt einzuschätzen.
Am Wochenende ging es dann weiter nach Kampala. Da der Schwerpunkt meiner Arbeit neben Tansania auch in Uganda liegt, war es wichtig für mich, auch das Team und die Gegebenheiten vor Ort kennenzulernen. Die Begrüßung fiel dort nicht weniger herzlich aus als in Kigali. Mein IT-Kollege Francis und ich haben uns dann auch gleich in die Arbeit gestürzt. Aktuell steht als Schwerpunkt im Rahmen der Digitalisierung der SACCOs (Savings and Credit Cooperative Organizations) an, die Anforderungen der SACCOs an ein für sie geeignetes Kernbanksystem zu erfassen und zu analysieren. Diese Aufgabe führen wir mit der Dachorganisation der Mikrofinanz-Institute „Association of Microfinance Institutions of Uganda“ (AMFIU) und der Dachorganisation der SACCOs „Uganda Cooperative Savings and Credit Union“ (UCSCU) als Partner der Sparkassenstiftung durch.
Hierfür erarbeiteten wir mit beiden Dachorganisationen Fragebögen, die die verschiedenen Gegebenheiten der Institute und die sich daraus ergebenden Anforderungen erfassen. In meiner zweiten Woche in Kampala konnte ich an den Interviews bei zwei Mikrofinanz-Instituten (MFI) teilnehmen. Dabei wurden sowohl die Mitarbeiter als auch die Kunden interviewt. Insbesondere das Interview mit einer Frauengruppe, die Kunde eines MFI ist, war sehr interessant. Ich habe zwar viele Dinge erst nach dem Interview verstanden, da das Interview auf Luganda, einer in Süd-Uganda verbreiteten Bantusprache, durchgeführt wurde, aber die Frauen haben sich gemeinsam intensiv in die Beantwortung der Fragen eingebracht. Dadurch wurden auch der Zusammenhalt und das Vertrauen innerhalb dieser Gruppe deutlich. Beides ist notwendig, da die Ersparnisse der einen Frauen als Mikrokredite den anderen Frauen der Gruppe zur Verfügung gestellt werden. Für die Analyse der Fragebögen und die Umsetzung der sich daraus ergebenden Aufgaben, haben wir ebenfalls schon einen Zeit- und Aktivitätenplan ausgearbeitet.
Privat war Kampala ebenfalls sehr interessant. Es gibt hier eine unvorstellbare Masse an Motorradtaxis, die hier Boda boda heißen und wirklich halsbrecherisch durch die überfüllten Straßen sausen. Ich muss gestehen, ich habe sie nicht ausprobiert, eine deutsche Kollegin von mir in Kampala nutzt sie jedoch bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Als wir dann jedoch an einem Abend zu einem wirklich genialen Yogakurs gefahren sind, der draußen nur unter einem Dach zum Schutz vor Sonne und Regen stattfand, haben wir uns dann doch lieber für die Nutzung von Uber entschieden. Leider muss ich jedoch gestehen, dass mir Kampala als die dreckigste Stadt von den drei Städten Kigali, Kampala und Dar es Salaam in Erinnerung bleiben wird. Aber auch solche Themen werden aktuell in Ostafrika massiv angegangen. Am letzten Tag meines Kampala-Aufenthalts, der zufällig auch noch mein Geburtstag war, habe ich mit einem jungen Kurzzeit-Experten aus unserem Team noch eine geführte Tour zum Viktoriasee mit der dortigen Nilquelle und den Kalagala Wasserfällen des Nils unternommen. Was für ein traumhafter Abschluss meines ersten Aufenthalts in Uganda!
Teil 2: Arbeitsschwerpunkte und Buddha-Tempel
Unser Star in Afrika – Teil 2: Arbeitsschwerpunkte und Buddha-Tempel
Titelbild: ©wilpunt (istockphoto)
Ein Kommentar
Tolle, tiefgründige und spannende Einblicke in Dein Leben in der Region. Ich freue mich, Deine „Reise“ aus der Ferne zu verfolgen und wünsche Dir bei der Ausübung Deiner Arbeit ein gutes Händchen und die nötige Ruhe und Gelassenheit! Viele Grüße, Marius