Bill Gates sieht uns alle im Metaversum arbeiten, Facebook benennt sich in Meta um – nicht nur im Silicon Valley stehen die Zeichen auf Zukunft. Doch was bedeutet Metaversum tatsächlich fürs Thema Arbeiten?
Die US-Bank JPMorgan hat kürzlich in der virtuellen 3D-Welt Decentraland ein Stück Land erworben, um dort Kund:innen virtuell zu beraten – ein erster Schritt der US-Bank ins Metaversum. Als Metaversum wird eine voll immersive virtuelle Realität bezeichnet, eine regelrechte Alternativwelt, die komplett digital stattfindet und sich dank VR-Brillen, haptischen Handschuhen oder Ganzkörperanzügen fast so real wie die echte Welt anfühlen soll.
Es gibt bereits einige Vorreiter in diesem Bereich, Decentraland ist bereits genannt, doch ihr volles Potential haben sie noch nicht ausgeschöpft. JPMorgan geht in seinem Bericht „Opportunities in the Metaverse“ davon aus, dass die Marktchancen bei über einer Billion Dollar Jahresumsatz liegen – und dass das Metaversum auf kurz oder lang jeden Sektor durchdringen wird.
Microsoft zum Beispiel arbeitet an einem Metaversum fürs Büro. Entsprechend orakelte Gründer Bill Gates kürzlich, in drei Jahren würden sämtliche Meetings bereits im Metaversum stattfinden.

Was das bedeutet
Die Vorstellung, dass Unternehmen schon so bald soweit sein werden, ist wohl eher unrealistisch in einer Welt, in der nicht einmal alle Mitarbeiter:innen mit ordentlichen Arbeitslaptops für Remote Work ausgestattet sind. Und überhaupt hört sich das Metaversum für die meisten Unternehmen im Hier und Jetzt vermutlich eher an wie der Stoff eines Science-Fiction-Films. Doch spätestens seit Facebook Inc. sich 2021 in Meta umbenannt hat, ist klar, dass sich die Tech-Riesen diesem Thema ganz und gar verschrieben haben oder verschreiben werden. Und mittlerweile sollte bekannt sein, dass das, was Facebook und Co. machen, eine hohe Relevanz für die Finanzwelt hat.
Das Metaversum könnte in der Zukunft eine große Rolle spielen – im Grunde für alles, vom Lernen und Arbeiten über Einkaufen bis hin zum Sozialleben. Es geht hier also nicht um eine virtuelle Welt für Spiele, auch wenn das vielleicht das erste ist, was einem beim Stichwort virtuelle Realität in den Sinn kommt.
Technisch steckt das Thema Metaversum allerdings noch in den Kinderschuhen: Es gibt heute noch gar kein Metaversum, das so umfangreich ist, wie es sein müsste, um den prognostizierten Einfluss auf die Gesellschaft zu haben. Die Technik ist sehr anspruchsvoll zu entwickeln (VR-Brillen, haptische Anzüge, lang haltende Akkus), die Software – wie auch immer das Äquivalent zu den heutigen Apps heißen wird – ist es auch. Es sind deshalb in beiden Bereichen durch Netzwerkeffekte Monopole zu erwarten, wie wir sie heute schon bei den Tech Giants sehen. Facebook dürfte auch deshalb besonders heiß darauf sein, im Metaversum mitzuspielen, weil sie anders als ihre Wettbewerber (Google, Amazon, Apple) bisher keine eigene, erfolgreiche Hardware haben. Im Metaversum will Facebook sich deshalb früh positionieren.
Für Banken und Sparkassen gilt nicht zuletzt deswegen der dringende Appell, sich diese Entwicklungen anzuschauen und auszuprobieren, was bereits möglich ist. Und zwar nicht nur, weil es die Art, wie wir arbeiten, verändern wird, oder weil es ein weiterer Kanal zur Ansprache von Kund:innen werden könnte, sondern weil das Metaversum das Potential hat, die Branche so sehr auf den Kopf zu stellen, wie wir es uns heute noch gar nicht vorstellen können.
Mit dem Metaversum entsteht vielleicht ein zunächst paralleles Ökosystem mit einem ganz eigenen Bedarf an Finanzdienstleistungen. Mögliche Fragen sind schon heute: Wie funktioniert da Payment, welche Währungen werden verwendet? Gibt es Assets, mit denen man Kredite besichern kann? Gibt es Unternehmen, die nur im Metaverse existieren? Aber viel wichtiger sind all die Fragen, die Banken noch gar nicht erahnen, sich aber werden stellen müssen. Und dafür braucht es eine frühzeitige Beschäftigung mit dem Thema!
Dieser Beitrag wurde zuerst im Magazin GOLDILOCKS vom Sparkassen Innovation Hub und dem Fintech Newsletter finletter veröffentlicht. Autoren des Beitrags sind Carolin Beese und Clas Beese. GOLDILOCKS gibt es kostenlos als App im Google Play Store und im App Store von Apple.
Titelbild: ©hanchit Khirisutchalual (istock)