Geht es nach den Riesen Meta Platforms (ehemals Facebook), Apple und Google dann befinden wir uns mitten in der nächsten technologischen Revolution: der Augmented Reality (AR). Meta und Apple arbeiten derzeit an den dafür erforderlichen Brillen. Das Versprechen von Meta-Gründer Mark Zuckerberg: Mit der Virtual-Reality-Brille könnten Enkel ihre kilometerweitentfernten Großeltern zuhause besuchen, ohne die eigene Wohnung zu verlassen. Auch für die Finanzbranche gibt es denkbare Szenarien: So könnte der Finanzberater über AR direkt an den eigenen Küchentisch kommen oder Kunden könnten nach der virtuellen Wohnungsbesichtigung gleich einen Kreditvertrag unterschreiben. Wie weit ist die Umsetzung von AR-Lösungen in der Finanzbranche fortgeschritten? Und welche Anwendungsfälle gibt es bereits?
Der Wettlauf um die smarteste Brille
AR, zu Deutsch erweiterte Realität, beschreibt eine neue Wirklichkeit mit virtuellen und realen Inhalten. Das bedeutet, die Nutzer nehmen nach wie vor ihre reale Umgebung wahr, in dieser befinden sich jedoch Objekte aus einer virtuellen Realität. Jeder der eine AR-Brille oder ein technisches Endgerät wie ein Smartphone besitzt, kann in die erweiterte Realität eintreten. Weiterhin benötigen die Nutzer WLAN, 4G oder bald 5G. Die Steuerung der AR erfolgt durch Mimik, Gestik, Bewegung und das technische Endgerät. Voraussetzung für die Anwendung von AR sind Marker- und Trackingtechniken, mit denen die virtuellen Objekte an die reale Umgebung angepasst werden können. Die wohl bekanntesten Marker sind QR-Codes, über die Nutzer via Scan Zugang zu Inhalten erhalten. Zum Tracken der Kamerapositionen kommen GPS-Daten zum Einsatz, die genau erfassen, wo sich die verschiedenen Objekte befinden.
Soziale Netzwerke wie Facebook sowie Technologieunternehmen wie Apple, Microsoft und Google sehen in AR eine neue technologische Revolution, bei der sie mit der Entwicklung von Virtual-Reality-Brillen ganz vorne mit dabei sein wollen. Experten gehen sogar so weit zu sagen, dass die Brillen das Smartphone als Kommunikationstool ablösen könnten. Noch müssen jedoch Lösungen für die Batterielaufzeit und Hitzeentwicklung bei Sonneneinstrahlung gefunden werden. An heißen Tagen würden sonst im schlimmsten Fall Verbrennungen im Gesicht drohen.
Das Potenzial von AR in der Finanzbranche
Ohne Brille gibt es bereits vielfältige Anwendungsbereiche, hinter denen weit mehr als eine Spielerei steckt. So können Kunden des Einrichtungsunternehmens Ikea per Scan virtuell ihre Wohnung einrichten und in der weltgrößten Starbucks-Filiale in Shanghai können die Kunden über ihr Smartphone ihren eigenen Kaffee zusammenstellen. Die bisherige Bilanz: AR sorgt für eine höhere Kundenzufriedenheit und optimiert Prozesse und Dienstleistungen, was sich natürlich auch positiv auf den Gewinn der Unternehmen auswirkt. Auch in der Finanzbranche gibt es deshalb die ersten Versuche, AR in die Produkte und Dienstleistungen zu integrieren:
- Kundendialog: BNP Paribas hat sich darauf spezialisiert die komplette Kundenkommunikation mit VR-Technologien zu verbessern. So können alltägliche Bankgeschäfte wie die Prüfung des Kontostands oder eine Überweisung via AR getätigt werden.
- Lokalisierung: Eine App der National Bank of Oman navigiert Kunden zur nächsten Filiale oder Bankautomaten in der Nähe. Zudem informiert sie ihre Nutzer über Rabattaktionen im Einzelhandel.
- Immobilienkauf: Mehrere Banken, darunter BNP Paribas und die Commonwealth Bank of Australia, haben eigene Anwendungen entwickelt, die die Nutzer auf zu Verkauf stehende Immobilien in seiner Nähe hinweisen und stellen ihnen Informationen zu den Objekten zur Verfügung.
- Arbeitsplatz: Auch die Weiterentwicklung des digitalen Zusammenarbeitens wird vorangetrieben. Die Citibank hat mit der Microsoft HoloLens einen virtuellen Arbeitsplatz für Trader geschaffen, wo sie Daten visualisieren lassen und sich zur Teamabstimmung treffen können.
Doch wie werden AR-Anwendungen von den Kunden angenommen? Das wird davon abhängen, ob sie einen klaren Mehrwert erkennen können. Noch sind Virtual-Reality-Brillen sowohl teuer als auch unhandlich und nicht alle Smartphones sind für AR geeignet. In die Weiterentwicklung der Technologie fließen aktuell Investitionssummen in Milliardenhöhe. Auch wenn AR noch ganz am Anfang steht, offenbart die Technologie schon jetzt ein enormes Potenzial, die Kundeninteraktion und Nutzererfahrung auf eine neue Stufe zu heben.
Quellen:
- Handelsblatt: https://www.handelsblatt.com/technik/digitale-revolution/digitale-revolution-augmented-reality-der-harte-kampf-um-die-naechste-plattform/27111618.html
- Ptc: https://www.ptc.com/de/resources/augmented-reality/report/ar-vr-studie/?cl1=AR_Vuforia_General_Google_CLC-cpc-37951&cmsrc=Google&cid=7015A000001oRiBQAU&elqCampaignId=13184&gclid=EAIaIQobChMI9uHpqb-a9AIVKQWiAx3w-Q6ZEAAYASAAEgKCkfD_BwE
- CC Ecosystems: https://ccecosystems.news/augmented-reality-in-bildung-und-finanzsektor/
- IT-Finanzmagazin: https://www.it-finanzmagazin.de/augmented-mixed-reality-finanzbranche-94065/
- Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/facebook-metaverse-apple-microsoft-google-1.5445720
- Finance Business: https://financebusiness.afb.de/2017/10/25/virtual-reality-banking-und-chatbot-versicherung/
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