ReCommerce (andere Schreibweise: Re-Commerce) bezeichnet den Handel mit gebrauchten Produkten und setzt sich aus den Bestandteilen „E-Commerce“ und „Re“ für „wieder“ zusammen. Zwar trägt der Name den Online-Bezug schon in sich, der Markt umfasst aber auch offline erworbene und verkaufte Produkte.
Befördert durch die Nachhaltigkeitsdebatte auf der einen Seite und das aufgrund der Corona-Pandemie verstärkte Online-Shopping auf der anderen Seite, erfährt ReCommerce aktuell mehr Aufmerksamkeit. Aber ist ReCommerce wirklich ein „Mega-Trend“, wie oft behauptet wird? [1]
Es hängt von der Branche ab
Grundsätzlich gilt: ReCommerce gibt es schon lange, und ob es ein Trend ist, hängt von der betrachteten Branche ab. Jeder Gebrauchtwagen ist ReCommerce und der Gebrauchtwarenmarkt wächst stetig. [2]
In weiteren Branchen sieht das allerdings anders aus. Im Bewusstsein der Bevölkerung angekommen ist ReCommerce bei Technik-Produkten wie Smartphones oder bei CDs und Büchern. Einer Umfrage des Branchenverbands Bitkom zufolge, haben 46 Prozent der Deutschen bereits online gebrauchte Bücher gekauft, und 36 Prozent DVDs, CDs oder Schallplatten. [3]
Nur bei Büchern hat sich der Gebrauchtkauf wirklich durchgesetzt
Laut Statista geben 34 Prozent der Konsumenten an, Bücher sogar bevorzugt gebraucht zu kaufen. [4] Allerdings sind Bücher die einzige Produktkategorie, bei der das so ist. Generell wollen die Verbraucher neue Artikel. 86 Prozent greifen bei Schuhen zu Neuware, 73 Prozent bei Elektrogroßgeräten und 70 Prozent bei Haushaltsgeräten. Ebenso viele bevorzugen Kleidung nur als Neuware.

Gebrauchthandel ist Online-Handel
Und: Der Gebrauchthandel findet online statt. 78 Prozent der Konsumenten kaufen gebrauchte Ware online. 46 Prozent von privat, 42 Prozent auf Flohmärkten und nur 24 Prozent gehen in den Second Hand Laden. Die bekanntesten Plattformen für gebrauchte Artikel sind ebay (85 Prozent), amazon (61 Prozent) und ReBuy (49 Prozent).
Geld sparen und Ressourcen schonen
Also alles nur heiße Luft? Nicht ganz, denn eine Betrachtung der Gründe für ReCommerce erlaubt Ausblicke. So überwiegen laut einer Studie des Wuppertal-Instituts zwar monetäre Gründe bei einer Entscheidung für den Gebrauchtkauf (56 Prozent möchten beim Kauf sparen und 36 Prozent kaufen sich Dinge gebraucht, die sie sich sonst nicht leisten könnten), aber immerhin 42 Prozent kaufen gebraucht, weil es ressourcenschonender ist. [5]
Wer gebraucht kauft, denkt mehr über die Umwelt nach
Und wie die Studie weiter zeigt, denkt, wer gebraucht kauft, generell mehr über den Schutz von Ressourcen und das Thema Nachhaltigkeit nach als Käufer von Neuware. Die Käufer von Gebrauchtware integrieren zudem umweltbewusstes und ressourcenschonendes Handeln generell stärker in ihren Alltag als Käufer von Neuware, und der bewusste Konsum ist ein Teil davon.
Dabei sind es vor allem die jüngeren Zielgruppen, die zu ReCommerce tendieren. So geben insgesamt 47 Prozent der Befragten an, in den letzten 12 Monaten etwas Gebrauchtes gekauft zu haben. Bei den 19- bis 29-Jährigen sind es aber bereits 59 Prozent.
Fazit: ReCommerce ist eher langfristiger Natur und vielleicht wirklich nicht der „Mega-Trend“ zu dem es bisweilen hochgeschrieben wird. Aber der Nachhaltigkeits-Trend sowie der Trend zum verstärkten Online-Shopping befördern ReCommerce. Vor allem in den jüngeren Zielgruppen wird sich die Haltung gegenüber Gebrauchtware weiter verbessern. Mit dazu bei trägt der Umstand, dass die meisten Gebrauchtwaren qualitativ hochwertige Markenwaren sind. Denn Billigprodukte weiter zu verkaufen, lohnt sich aufgrund der geringeren Margen im Gebrauchthandel oft einfach nicht.
Titelbild: ©Santje09 (iStock)
Quellen:
[1] https://www.sendcloud.de/e-commerce-trends/
[4] https://de.statista.com/statistik/studie/id/48118/dokument/recommerce-2017/
[5] https://www.wupperinst.org/fa/redaktion/downloads/projects/ReUse-Secondhand-Studie.pdf