Wie soll die Verkehrswende stattfinden? Per Bahn – oder doch mit cleveren Elektroautos? Die staatliche französische Eisenbahngesellschaft SNCF will beide Ansätze verbinden, mit einem neuartigen Hybridfahrzeug. Das Bahn-Auto „Flexy“, dessen Konzept die SNCF in einem Video vorstellt, fährt generell auf Schienen – kann im Nahverkehr dann aber auf die Straße abbiegen, um die Fahrgäste bis vor die Haustür zu chauffieren. Dafür rollt das Vehikel auf einem Mix aus Eisenbahnrädern und Autoreifen. Die Franzosen sprechen, très elegant, von einem „Navette rail-route“, von einem „Schienen-Straßen-Schiffchen“. [1]
Pilotversuch ab 2024
Der Flexy soll kleinere Bahnstrecken im ländlichen Raum neu beleben, die mit dem Siegeszug des Hochgeschwindigkeits-TGV in Frankreich nach und nach geschlossen wurden. Ein Pilotversuch mit dem Mini-Zug startet 2024.

Vorne sitzt die Fahrerin oder der Fahrer, die darauf warten, dass Kund:innen per App ein Flexy rufen. Ausgangspunkt kann ein Bahnhof sein, aber auch eine Bushaltestelle oder sogar die eigene Haustür. Flexy hat Räder mit einer Doppelfunktion. Außen sind es ganz normale Autoreifen, innen haben sie aber eine glatte Oberfläche für die Schienen. Und am nächstgelegenen Bahnübergang fädelt Flexy dann auf die Schiene ein und legt den größten Teil der Strecke als Zug zurück. Der Vorteil gegenüber einem Taxi oder einem Bus ist, dass Flexy in weiten Teilen eine eigene Fahrspur hat. [2]
Denn: Wenn Busse im städtischen Raum keine eigene Spur haben, stehen sie genauso hinter dem Müllwagen oder im Stau wie alle anderen Autos. Ein Effekt, um mehr Menschen vom Auto in den ÖPNV zu bringen, ließe sich nur dann erzielen, wenn Menschen mit dem Auto im Stau feststecken und Busse und Bahnen an ihnen vorbeirollen.
Für den Flexy sollen vor allem kleinere, still gelegte Strecken reaktiviert werden. Davon gibt es auch in Deutschland jede Menge. Zum Beispiel auch Gleise, über die Produktionshallen früher beliefert wurden. Das System könnte aber auch ein paar Probleme mit sich bringen, beispielsweise mit Güterzügen, die auf denselben Strecken unterwegs sind. Oder mit Gegenverkehr auf Einbahngleisen.
Weitere Konzepte für das Bahnfahren der Zukunft
Ab 2025 testet die SNCF außerdem zwei weitere innovative Konzepte fürs Bahnfahren der Zukunft. Der Leichttriebwagen „Draisy“ ist ein moderner und besonders leichter Schienenbus („Train très léger“) mit Akku. Er bietet Platz für 80 Passagiere, die auf Wunsch auch an kleineren Bedarfshaltestellen zwischen Bahnhöfen aussteigen können. Mit Standard-Bauteilen aus der Autoindustrie soll der Draisy besonders leicht zu bauen und zu betreiben sein. Als drittes Konzept arbeiten die französischen Eisenbahner an einem weiteren und besonders leichten Batterie-Zug namens „TLI“ für maximal 100 Fahrgäste. Auch er soll Zugverkehr auf wenig nachgefragten Strecken ermöglichen und durch sein geringes Gewicht die Schienen schonen.
Quellen:
Video Flexy: https://www.youtube.com/watch?v=-5kRl2RxT70
Video Draisy: https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=WY1tL_owEqQ
Titelbild: ©MarsYu
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