Lange Zeit galt Kenia als das Erfolgsmodell in Sachen Mobile Payment in Afrika. Hauptverantwortlich hierfür ist der weit verbreitete Dienst M-Pesa, über den wir bereits in einem separaten Artikel berichtet haben. In den ersten vier Jahren nach der Einführung im Jahr 2007 registrierte M-Pesa bereits neun Millionen Kunden.[1] Inzwischen verfügen 63 Prozent der erwachsenen Kenianer über ein mobiles Girokonto. Im Vergleich dazu, verlief die Entwicklung in Ghana langsamer und deutlich weniger spektakulär. Inzwischen entwickelt sich der Payment-Markt im westafrikanischen Staat jedoch äußerst dynamisch.
Mobile Konten und digitale Geldbörsen treiben Entwicklung
Mit einer Versechsfachung registrierter Konten zwischen 2012 und 2017 zählt Ghana in Sachen Mobiles Geld zu den am schnellsten wachsenden Märkten Afrikas.[2] Mobile Finanzdienstleistungen werden insbesondere von denjenigen genutzt, die vom traditionellen Finanzsektor bislang eher außenvorgelassen wurden. Laut der globalen Datenbank Findex ist der Zugang von Erwachsenen in Ghana zu Finanzdienstleistungen von 41 Prozent im Jahr 2014 auf 58 Prozent im Jahr 2017 gestiegen.[3] Diese positive Entwicklung ist im Wesentlichen auf mobile Konten bzw. Nutzer digitaler Geldbörsen zurückzuführen, die zuvor häufig über keine Bankverbindungen verfügten. Inzwischen sind rund 40 Prozent aller Kontoinhaber in Ghana im Besitz einer digitalen Geldbörse. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 lag der Anteil gerade einmal bei 13 Prozent.
Mobile Geldbörsen werden bisher insbesondere für sogenannte Peer-to-Peer-Zahlungen (P2P) genutzt. Nach Angaben der Bank of Ghana belief sich der Gesamtwert aller mobilen Geldtransaktionen im Jahr 2017 auf umgerechnet 29 Milliarden US-Dollar.[4] 2015 fiel dieser Wert mit 6,5 Milliarden US-Dollar noch deutlich geringer aus. Unter der Bezeichnung Government-to-People (G2P) sollen künftig verstärkt auch finanzielle Leistungen seitens des Staates über mobile Transaktionen erfolgen, die derzeit häufig noch in bar bezahlt werden.
Günstige Rahmenbedingungen
Die hohe Verbreitung digitaler Geldbörsen und dynamische Entwicklung des Gesamtmarkts geht in erster Linie auf die hohe Marktdurchdringung und Nutzungsrate von Smartphones zurück. Aus Expertensicht ist ein weiterer wichtiger Aspekt die gesunde Mischung aus verbraucherorientierten Produkten und einem günstigen regulatorischen Umfeld für die Payment-Industrie. Neben der Schaffung eines regulatorischen Umfelds, dass an die Bedürfnisse von Nutzern und Betreibern gleichermaßen angepasst ist, haben die Behörden in Ghana weitere wichtige Initiativen ergriffen, um die Entwicklung innovativer Zahlungstechnologien zu unterstützen. So startete das Land 2018 eines der ersten interoperablen Systeme Afrikas. Es ermöglicht Transaktionen zwischen verschiedenen Mobilfunkanbietern und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Im März 2019 wurden hierüber Zahlungen in Höhe von umgerechnet rund 57 Millionen US-Dollar durchgeführt.
Quellen:
[1] https://www.developingmarkets.com/perspectives/ghana%E2%80%99s-mobile-payments-revolution
[2] https://qz.com/africa/1662059/ghana-is-africas-fastest-growing-mobile-money-market/
[3] Ebds.
[4] Ebds.
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