Viele Menschen träumen von den eigenen vier Wänden. Sie bedeuten in der Regel mehr Lebensqualität, Unabhängigkeit und Sicherheit. Insbesondere in deutschen Ballungs- und Metropolregionen wie Berlin, Hamburg und München wird es jedoch zunehmend zur Herausforderung, ein passendes Baugrundstück zu finden. Hinzu kommen die sich stetig erhöhenden Kosten für den Bau eines Hauses. Bezogen auf den letzten Punkt bieten sich im Zuge der Digitalisierung allerdings interessante Perspektiven. Im französischen Nantes zog vor kurzem eine Familie in ein Haus, das kostengünstig von einem Roboter mittels 3D-Druck gefertigt wurde.
Das Gebäude namens „Yhnova“ entstand mit Hilfe des Verfahrens „BatiPrint 3D“ innerhalb von nur 54 Stunden. Einzig die Fenster, Türen und das Dach wurden auf konventionelle Art und Weise gefertigt und eingebaut bzw. aufgesetzt. Langfristig soll der Herstellungsprozess auf 33 Stunden reduziert werden.
„BatiPrint 3D“ wurde von Forschern der Universität Nantes entwickelt. Das Verfahren beruht auf einem lasergesteuerten, vier Meter langen Roboterarm, wodurch Schichten verschiedener Materialien in einer bestimmten Form aufeinandergelegt werden können. Für das Projekt in Nantes kamen drei verschiedene Materialien zum Einsatz: eine Schalungsschicht aus einem Schaumstoffartigen Material, eine Isolierschicht und eine Strukturierungsschicht aus einer Betonmischung.
Durch die Verwendung der neuen Methode lassen sich die Kosten im Vergleich zum traditionellen Häuserbau um bis zu 70 Prozent reduzieren. Neben den geringeren Kosten sehen Experten einen weiteren Vorteil der neuen Technik darin, komplexere Grundrisse, die von traditionellen Formen abweichen, schneller und besser umsetzen zu können. Das Haus in Nantes verfügt so bspw. über zwei geschwungene Außenmauern. Diese Kurven sorgen u.a. für eine bessere Luftzirkulation und reduzieren die Feuchtigkeit im Haus.
Nach dem erfolgreichen Pilotprojekt in Nantes plant Frankreich im Norden von Paris die Umsetzung weiterer 18 Wohnhäuser und einem Gewerbegebiet. Neben Frankreich wurden Häuser aus dem 3D-Drucker ebenfalls bereits in den USA, Russland, Saudi-Arabien und Dubai umgesetzt. Europaweit sind die Niederlande bei der neuen Technik führend. In Deutschland hinkt die Bauindustrie derzeit der digitalen Entwicklung noch hinterher. Um dies zu ändern bietet ab dem Wintersemester 2019/20 die Hochschule Ostwestfalen-Lippe eine Professur zum Thema „Digitales Bauen“ und „Digitale Arbeitsprozesse“ an. Darin geht es u.a. auch um die Errichtung von Gebäuden mit 3D-Druckern.
Weitere Informationen zum Projekt in Nantes gibt es in diesem YouTube-Video:
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