Der Erfolg eines Unternehmens hängt maßgeblich von Faktoren wie der Kundenorientierung, den Mitarbeiter:innen, der Innovationskraft und der Veränderungsfähigkeit ab. All diese Faktoren werden von der Unternehmenskultur beeinflusst, die damit wesentlich mehr als ein reines HR-Buzzword ist und die wirtschaftliche Entwicklung eines Unternehmens entscheidend beeinflussen kann.
Vorteile einer wertschätzenden Kultur
Denn in Firmen, in denen die Unternehmenskultur vergiftet ist, ist beispielsweise der Krankenstand der Mitarbeitenden häufig überdurchschnittlich hoch, es gibt starke Mitarbeiterfluktuationen, Fehler werden vertuscht und die negative Stimmung wird im schlimmsten Fall an die Kunden weitergetragen, was langfristig dem Unternehmen und seiner Reputation schadet.
Eine wertschätzende Unternehmenskultur sorgt hingegen dafür, dass das Unternehmen auch auf Unvorhergesehenes bzw. sich verändernde Entwicklungen und Rahmenbedingungen schnell reagieren kann. Zudem wird offener über Fehler gesprochen und Mitarbeiter:innen fühlen sich ermutigt, sich mit neuen Ideen oder konstruktiver Kritik einzubringen, um die Weiterentwicklung von Produkten und Dienstleistungen zu fördern.
Ein Plus an Engagement und Zufriedenheit
Eine mitarbeiterorientierte Organisationskultur, geprägt durch Transparenz und Wertschätzung, fördert darüber hinaus das Engagement und die Zufriedenheit im Unternehmen. Zu diesem Ergebnis kommt u.a. auch die Xing Happiness Studie. Demnach sagen 72 Prozent der befragten Menschen, die im Arbeitsleben zufrieden sind, dass sie eine angemessene Wertschätzung erfahren. Bei den unzufriedenen Beschäftigten sind es hingegen nur 15 Prozent. Fair behandelt fühlt sich nur jeder vierte Unzufriedene (25 Prozent) – unter den Zufriedenen sind es 80 Prozent.

Kultur bei der Star Finanz
Vor diesem Hintergrund hat die Star Finanz bereits im Jahr 2019 die Position des Kulturmanagers geschaffen. Seit Februar dieses Jahres bekleidet Fabienne Elsmann die wichtige Rolle im Unternehmen. Im Interview gibt Fabienne einen Einblick, was ihr in Bezug auf das Thema Kultur bei der Star Finanz besonders wichtig ist und mit welchen Schritten sie in der neuen Position konkret starten möchte.
Fabienne, wie definierst Du den Begriff Unternehmenskultur und welche Bereiche umfasst sie für Dich?
Der Begriff „Unternehmenskultur“ umfasst für mich alles, was die Interaktion im Unternehmen ausmacht. Dazu gehört zum Beispiel die gelebte Kollaboration in und zwischen den Unternehmensbereichen und wie Meetings gestaltet werden. Außerdem zählen die Werte dazu, für die wir in der Star Finanz stehen. Auch alltägliche Begegnungen geben Aufschluss: Wie gehen wir miteinander um, wenn wir uns auf dem Flur oder am Kaffeeautomaten sehen? Wie leben wir unseren Arbeitsalltag hybrid oder remote? Wie teilen wir Ideen miteinander und welche Rückmeldungen geben wir uns? Wie gehen wir mit Fehlern um? Die Antworten auf diese Fragen spiegeln die Unternehmenskultur wider. Es ist also ein großes, allumfassendes Thema.
Wie kann Unternehmenskultur gestaltet und verändert werden?
Auf systemischer Ebene können wir Anreize schaffen, die dazu anregen, gewünschtes Verhalten leichter zu zeigen. Ich versuche ein Beispiel zu geben, um es zu verdeutlichen. Wenn wir Wissensaustausch untereinander befördern möchten, dann entwerfen wir leichtgewichtige Austauschformate und laden dazu unternehmensweit ein oder unterstützen die Bereiche darin, die Formate für sich auszurichten oder für sie passende selbst zu entwerfen.
Auf individueller Ebene ist eine Gestaltung der Unternehmenskultur möglich, indem die Akteurinnen und Akteure, also alle Mitarbeitenden, das vorleben, was sie sich wünschen, oder etwas anders machen als bisher.
Das kann etwas ganz subtiles sein, beispielsweise in Meetings nicht sofort ins Thema zu springen, sondern sich kurz Zeit für einen Check-in mit allen Teilnehmer:innen zu nehmen. Wir alle gestalten unser Miteinander und damit unsere Unternehmenskultur. Insbesondere Führungskräfte haben hier eine besondere Strahlkraft. Die Star Finanz arbeitet daran, ein transformationales Führungsverständnis im Unternehmen zu verankern und zu leben. Auch das ist eine Form, die Kultur im Unternehmen zu gestalten und zu verändern, denn es geht nun darum, Mitarbeiter:innen intrinsisch zu motivieren, statt sie zu korrigieren.
Wie sieht für Dich ein optimales Arbeits- und Lernumfeld aus?
Es gibt da einen schönen Satz aus dem New-Work-Umfeld: „Bring your whole self to work“. Ich kann so sein, wie ich bin und muss meine Persönlichkeit nicht modulieren im Vergleich zu meinem Freizeit-Ich. Hier hilft es ungemein, wenn meine eigenen Werte mit denen des Unternehmens, in dem ich arbeite, im Einklang sind. In einem optimalen Arbeits- und Lernumfeld kann ich mich mit meinen Stärken einbringen. Gleichzeitig gibt es genug Leitplanken, die mir Orientierung bieten und aufzeigen, was gerade das Wertvollste ist, an dem ich arbeiten kann oder wie ich darin besser werden kann und es anderen beibringen kann. Mensch und Organisation sind sozusagen auf einer Wellenlänge. Das klingt nun sehr optimal und ein wenig utopisch, dennoch finde ich es wertvoll sich auf die Reise dahin zu machen. Wenn sich Organisationen und Mitarbeiter:innen fragen, wie sie voneinander profitieren können, entsteht ein aus meiner Sicht sehr wertvoller Dialog.
Was macht für Dich ein agiles Arbeitsumfeld aus? Beeinflusst es die Unternehmenskultur?
Ein agiles Arbeitsumfeld erfordert nicht nur Klarheit in den Prozessen, sondern auch, dass Kollaboration und Kommunikation gelingen. Hier ist der Einfluss der Unternehmenskultur sehr hoch und aus meiner Sicht entscheidend dafür, ob agiles Arbeiten tatsächlich die Kraft entfalten kann, die es in sich birgt.
Die Einführung und Ausweitung agiler Frameworks und Methoden in Unternehmen birgt die große Chance, im Unternehmen transparent zu machen, wo man steht und was es braucht, um kollektive Weiterentwicklung zu ermöglichen. Meine Erfahrung ist, dass agiles Arbeiten Konflikte sichtbar macht, die zuvor durch hierarchische Arbeitsorganisation abgemildert oder nicht bearbeitet wurden. Und dann merken die Beteiligten im agilen Arbeitsumfeld unweigerlich, ob und wie sie in der Lage sind, diese Konflikte miteinander produktiv zu bearbeiten oder was sie an crossfunktionalem Arbeiten über mehrere Bereiche hinweg hindert. Da steckt jede Menge Wachstumspotential drin und es geht richtig nach vorne, wenn sich ein Mindset etabliert, das Kollaboration über Silodenken stellt. Und auch hier gilt: Es ist eine niemals endende Reise.
Was sind Deine Pläne für die ersten drei Monate? Was sind Deine ersten Schritte als Kulturmanagerin?
Ganz oben steht auf meiner Agenda möglichst viel von der Arbeits- und Unternehmenskultur der Star Finanz mitzubekommen. Ich bin gerade dabei, Kolleg:innen kennenzulernen und Eindrücke zu gewinnen. Außerdem verabrede ich mich mit allen Mitgliedern der Geschäftsführung, den Bereichsleiter:innen und auch den Agile Coaches und Scrum Mastern, um sie zu ihren Eindrücken zu befragen und mein Bild zu erweitern. Seitens des Bereiches Personal gibt es strategische Themen, die bei mir liegen, zum Beispiel Diversity und Inklusion. Außerdem bin ich in meiner Rolle als Kulturmanagerin an der unternehmensweiten OKR-Einführung beteiligt, denn das Management versteht es als Kulturwandel, die Mitarbeiter:innen nun die Zieldefinition mitgestalten zu lassen, statt die Ziele top down vorzugeben. Es wird mir hier nicht langweilig werden, das steht schon mal fest! (lacht)
Was nimmst Du dir vor, um als gutes Beispiel für deine Mitarbeiter voranzugehen?
Mir liegt das Thema Unternehmenkultur sehr am Herzen, daher möchte ich meine Kolleg:innen damit begeistern. Ich möchte inspirieren und ein gutes Vorbild sein, indem ich selbst mutig vorangehe. Ich werde ehrlich und wertschätzend das ansprechen, was aus meiner Sicht noch Luft nach oben hat und Erfolge nicht nur wahrnehmen, sondern auch feiern. Das gerät in dynamischen Arbeitsfeldern leider manchmal in den Hintergrund. Mir ist konstruktives Feedback wichtig, auch zu mir und meiner Art. Alles in allem bin ich der festen Überzeugung, dass Organisationszweck und Menschlichkeit dauerhaft überein gebracht werden können. Und das schöne ist, dass sich mein Eindruck festigt, dass die Star Finanz das auch findet!
Quellen:
- Denkwerkstatt: Unternehmenskultur entwickeln – Denkwerkstatt (denkwerkstatt-manager.de)
- Berg-Macher: Warum Unternehmenskultur so wichtig ist – Berg & Macher (berg-macher.com)
- Schroder: Warum Unternehmenskultur wichtig ist – und wie man sie bewertet – – Schroders
- Initio: Unternehmenskultur: Die wichtigsten Modelle im Überblick | initio (organisationsberatung.net)
- Business Wissen: Unternehmenserfolg: Erfolgsfaktoren im Dienstleistungssektor (business-wissen.de)
- Xing Happiness Studie
Ein Kommentar
Sehr schön liebe Fabienne!
Ich kenne und schätze sowohl Dana als auch Euren tollen Hub als Inspirations- und Meetingort. Viel Erfolg dir in deiner Aufgabe.
Herzliche Grüße aus Berlin in meine Heimatstadt,
Matthias
(Agile Coach & Feelgood Manager in der DRV Bund)