Durch die Globalisierung werden unsere Märkte und Zahlungsströme immer komplexer. Der weltweite Handel kostet momentan in der Verwaltung viel Zeit, der Datenaustausch ist limitiert und durch die unterschiedlichen Strukturen kommt es immer häufiger zu Verzögerungen und Fehlern beim Zahlungsverkehr. Grund dafür sind die unterschiedlichen Nachrichtenformate in nationalen Zahlungsverkehrssystemen wie z.B. TARGET2 (RTGS System der ECB) mit SWIFT MT Standards oder FedWire.
Um Zeit und Kosten zu sparen, wird nun ein neuer internationaler Standard eingeführt: ISO 20022 basiert auf Nachrichten- und Dateitypen in der Kommunikationssprache XML. Die Mehrheit der wichtigsten und größten Zentralbanken akzeptiert dieses Datenformat, um Zahlungs- und Finanznachrichten zwischen Bank und Marktinfrastrukturen auszutauschen.
Wie funktioniert ISO 20022?
SWIFT, der größte Betreiber der Infrastruktur für Nachrichtenaustausch zwischen Banken, unterstützt die Umsetzung von ISO 20022. Was vor über 50 Jahren beim Gütertransport gemacht wurde, ist heute Vorbild für den Zahlungsverkehr: Die Container wurden genormt, denn die unterschiedlichen Standards haben den Transport erschwert. Die einheitlichen Maße sorgten dafür, dass das Verladen und Lagern einfacher wurden. ISO 20022 funktioniert nach dem gleichen Prinzip, indem das Zahlungssystem auf die Kommunikationssprache XML vereinheitlicht wird.
In Zukunft können die Informationen mit ISO 20022 und XML nicht nur einheitlich übermittelt, sondern auch mehr Daten geteilt werden, wenn alle die gleiche Norm verwenden. Das können Informationen zur Währungsumrechnung sein, die Adressen von Zahlungssender und -empfänger können strukturierter weitergegeben werden, der Platz für den Verwendungszweck ist größer und die Prozesse werden im Allgemeinen schlanker und schneller.
Weltweiter Standard bis 2025
In den nächsten Jahren werden das Eurosystem, das für die Geldpolitik und Zahlungssysteme im EU-Raum zuständig ist, und SWIFT die bisher genutzten MT-Formate komplett auf die Kommunikationssprache XML umstellen, die für ISO 20022 verwendet wird. Auch andere relevante Märkte wie Großbritannien und die USA wechseln zu XML. China, Japan und die Schweiz verwenden bereits die neue Kommunikationssprache.
XML bringt eine große Menge an strukturierten Feldern und Inhalten mit, welche für die Datenanalyse im Bereich KI geeignet sind. Vor allem zur Bekämpfung der Geldwäsche ist es nützlich. Ein weiterer Vorteil ist, das XML nahezu alle Sprachen der Welt weiterverarbeiten kann, dazu zählen auch bidirektionale Sprachen wie Arabisch, Japanisch und Chinesisch. Außerdem ist XML eine sogenannte Metasprache, die erweiterbar ist. Deshalb lassen sich die Daten in eine genau dafür abgestimmte Form abspeichern.
Langfristig wird ISO 20022 also der Standard im gesamten globalen Zahlungsverkehr. Die Umstellung soll im November 2025 abgeschlossen sein. Sollte es nicht zu einer Fristverschiebung kommen, werden ab dem Zeitpunkt keine alten Systeme mehr akzeptiert.
Neue Aufgaben und neue Möglichkeiten
Obwohl die Umstellung auf ISO 20022 arbeitsintensiv ist, wird sich der Aufwand auch für die kleineren Banken langfristig auszahlen. Denn: Der Zahlungsverkehr wird dadurch automatisierter, sicherer und wirtschaftlicher. Weitere Ressourcen werden eingespart, denn dank der digitalen Bankrechnung werden weder Postversand noch Druck in Zukunft nötig sein. Wo das Geld ohne Brüche vom Zahler zum Empfänger fließen kann, ungeachtet dessen, wo beide Parteien sich auf der Welt befinden, entsteht außerdem Raum für Innovation.
Quellen:
- Der Bank Blog: Umsetzung von ISO 20022 und die Zukunft des Zahlungsverkehrs (der-bank-blog.de)
- Msg-gillardon: Blog: ISO 20022 – Der neue Weltstandard für den Zahlungsverkehr (msg-gillardon.de)
- Finanzmagazin: ISO 20022 – bis 2025 weltweiter Standard; das Dossier (it-finanzmagazin.de)
- DZ Bank: Verständlich erklärt: ISO 20022 Migration – YouTube
- SIX: ISO Standard 20022 – Reise zum harmonisierten Zahlungsverkehr (DE) – YouTube
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