Ein Großteil der Diskussion über das FinTech-Phänomen in den letzten Jahren bezog sich auf die Markteinführung mit differenzierten Produkten und innovativen Geschäftsmodellen, um etablierte Finanzinstitute herauszufordern. Doch darum geht es nicht mehr. Inzwischen haben beide Seiten die Vorteile einer Zusammenarbeit erkannt.
Denn Banken sind den meisten FinTechs in Bezug auf Ertrag, Gewinn und Kundenzahlen deutlich überlegen. FinTechs hingegen sind den Banken in Bezug auf die Benutzererfahrung von Websites, mobilen Apps und anderen Arten von Software, die von Verbrauchern verwendet werden, oft ein Stück weit voraus. [1] Grund hierfür ist unter anderem, dass sich Angebote von FinTechs häufig auf einen speziellen Use Case des Kunden beziehen, der soweit wie möglich optimiert wird.
Kooperationen sind für beide Seiten attraktiv
Kooperationen mit FinTech-Startups sind für Banken daher attraktiv, um Kunden schnell innovative Produkte anbieten oder kurzfristig die Kosten reduzieren zu können. Die Bandbreite reicht von recht losen operativen Kooperationsformen bis zu finanziellen Beteiligungen in unterschiedlicher Höhe. Am weitesten gehend ist die vollständige Übernahme eines FinTechs. Unternehmen sichern sich hierdurch schnell den zeitlich unbefristeten Zugang zu Technologie, Kunden und Mitarbeitern des jeweiligen Startups.
Auch für FinTechs sind Kooperationen interessant, denn Marktpotential bedeutet nicht automatisch Marktanteil. Während FinTechs bei der Customer Experience vorne liegen, dominieren Banken noch immer bei den eigentlichen Finanzdienstleistungen. Viele FinTechs gehen für die Zukunft von einer verstärkten Zusammenarbeit mit Banken aus. Sie wollen an Plattformen der Institute andocken, um die Kundenbasis für ihre Leistungen zu vergrößern.
Formen der Zusammenarbeit
Wichtig für beide Seiten ist die Wahl der Form der Zusammenarbeit. In der Regel wird eine der folgenden vier Varianten gewählt: FinTech als Dienstleistung, Kooperation, Akquisition oder Eigenentwicklung. [2] Mit FinTech als Dienstleistung stellen FinTechs den Banken ihren Service oder ihr Produkt zur Nutzung bereit. Die Institute tätigen dabei keine kostenintensiven Investitionen, sondern kaufen regelmäßig oder auf Abruf Dienstleistungen ein.
Kooperation beschreibt die strategische Partnerschaft zwischen FinTechs und traditionellen Finanzinstituten. Durch Co-Working können Banken von den innovativen Startups lernen und neue Ideen für die Weiterentwicklung bekommen. Durch eine Akquisition wird ein bestehendes FinTech vollständig in die Strukturen der Bank integriert. Das Hauptziel einer Akquisition ist der Erwerb einer innovativen Technologie und eines erfahrenen Entwicklungsteams, das die Bank bei der Optimierung der Produkte oder Dienstleistungen unterstützt. Bei der Eigenentwicklung entwickelt die Bank ein eigenes FinTech und bindet es in die bestehende Struktur ein.
Aktuell sind Dienstleistung und Kooperation die meistgenutzten Arten der Zusammenarbeit zwischen Banken und FinTechs. Vor allem wenn eine Kooperation geplant ist, ist es aber wichtig, die großen kulturellen Unterschiede zwischen Bank und FinTech zu bedenken, an denen schon so manche Kooperation gescheitert ist. Nur durch Offenheit und eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe sind diese Unterschiede zu überwinden.
Beispiele für Kooperationen zwischen Banken und FinTechs
Ein Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist die Kooperation zwischen der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und dem FinTech Treasur Up. [3] Mit dem niederländischen Technologiepartner will die Bank eine digitale Lösung für das Management von Währungsrisiken entwickeln, das speziell kleineren und mittleren Unternehmenskunden (KMU) das Hedging erleichtern soll.
Ein weiteres Beispiel ist die Kooperation zwischen der Stadtsparkasse Düsseldorf und dem Startup Circula. [4] Aufgrund der innovativen Lösung von Circula sind seit Ende 2019 die Firmenkunden der Stadtsparkasse Düsseldorf in der Lage, all ihre Spesen und Reisekosten digital abzurechnen. Dazu werden die Belege über eine App fotografiert und landen über eine Schnittstelle auch bei der Datev. Seit einigen Monaten lassen sich auch Home-Office-Spesen über die App abrechnen.
Sparkassen Innovation Hub ist die zentrale Anlaufstelle für FinTechs in der Sparkassenwelt
Mit dem Sparkassen Innovation Hub in Hamburg haben die Sparkassen ihre Zusammenarbeit mit FinTechs, Startups und Tech-Partnern professionalisiert. Der Sparkassen Innovation Hub stellt neben konkreten Kundenbedürfnissen vor allem die Entwicklungen am FinTech-Markt in den Fokus und dient externen Partnern als Tor zur Sparkassen-Finanzgruppe. [5]
Seit dem Start des Sparkassen Innovation Hub im Jahr 2017 kam es zu zahlreichen erfolgreichen Kooperationen, beispielsweise mit aboalarm, fino, Authada und OptioPay. Als Andockstelle zur Sparkassen-Finanzgruppe bietet der Sparkassen Innovation Hub den FinTechs, Startups und Tech-Partnern vor allem eins: Neue Formate der Zusammenarbeit mit Deutschlands größtem Bankenverbund.
Fazit: Warum konkurrieren, wenn man kooperieren kann? Das denken sich sowohl Banken, als auch FinTechs. Die einen haben die Kunden und die Infrastruktur, die anderen die innovativen Produkte. Also eine win-win-Situation, wenn es beiden Partnern gelingt, den jeweils anderen zu verstehen. Künftig werden Kooperationen zwischen Banken und FinTechs zunehmen – zum Wohle der Kunden.
[1] https://www.der-bank-blog.de/fintechs-und-oder-banken/lesenswert/37670445/
[2] https://www.bearingpoint.com/files/Zusammenarbeit_Banken_FinTechs.pdf?download=0&itemId=530712
[4] https://www.sparkassenzeitung.de/vertrieb/fintechs-kooperation-befluegelt-das-neugeschaeft
[5] https://sparkassen-hub.com/fintechs/