Die Digitalisierung in deutschen Schulen ist nicht erst seit Corona ein heiß diskutiertes Thema. Aufgrund der aktuellen Krise rücken Missstände jetzt jedoch noch einmal stärker in den Fokus. Schulen im ganzen Land waren von heute auf morgen gezwungen, die Kommunikation mit den Schülerinnen und Schülern sowie die Unterrichtsstunden mit digitalen Hilfsmitteln aufrechtzuerhalten. In einigen Fällen ist das erstaunlich schnell gelungen, doch legt die Coronakrise auch digitale Defizite offen. Die Schulen in Deutschland haben, so zeigen es internationale Studien, in Sachen Digitalisierung noch einen weiten Weg zu gehen.
Die Bundesregierung hat die Herausforderungen der Zeit durchaus erkannt und vor zwei Jahren das Ziel formuliert, Deutschlands Schulen mit besserer Technik auszustatten und die Digitalisierung voranzutreiben. Der „Digitalpakt Schule“ stellt den Kommunen und Ländern bis 2024 insgesamt fünf Milliarden Euro zur Förderung der Digitalisierung in bundesweit rund 40.000 allgemeinbildenden Schulen zur Verfügung. Das klingt nach viel, bedeutet aber pro Schule lediglich 125.000 Euro. Bislang fließen die Fördermittel nur langsam ab. Dies bestätigt eine Umfrage des Deutschen Städte- und Gemeindebundes: 82 Prozent der Schulträger haben noch keine Mittel aus dem Digitalpakt beantragt, planen jedoch, das nachzuholen. Mit den Fördergeldern aus dem „Digitalpakt Schule“ möchten sie überwiegend ein eigenes LAN- oder WLAN-Netz aufbauen.
Internationale Vergleichsstudie ICILS
Dass Deutschlands Schulen in Ausstattung und Digitalkompetenz im internationalen Vergleich hinterherhinken, ist kein Geheimnis. Fakt ist: Während in Dänemark 91 Prozent der Schülerinnen und Schüler jeden Tag digitale Medien im Unterricht nutzen, sind es in Deutschland nur vier Prozent. Und während buchstäblich jede dänische Schule über ein stabiles WLAN-Netz verfügt, liegt der Wert in Deutschland bei einem Viertel. Das zeigt die Ende 2019 veröffentlichte internationale Vergleichsstudie ICILS 2018 (International Computer and Information Literacy Study).
Erstmals kann darin eine Entwicklung für viele der zwölf Teilnehmerländer im Vergleich zur ersten ICIL-Studie 2013 ausgemacht werden. Für Deutschland fällt der Vergleich allerdings ernüchternd aus. Denn obwohl Lehrkräfte in Deutschland digitale Medien bereits häufiger im Unterricht verwenden als vor fünf Jahren, wirkt sich das kaum positiv auf die digitalen Kompetenzen der Jugendlichen aus. Das Potenzial der digitalen Medien für das Lernen wird von den Lehrkräften häufig noch nicht genutzt.
Immerhin, grundsätzlich ist das Lehrpersonal dem Thema Digitalisierung gegenüber offen. Einer Umfrage der Bitkom zufolge sieht die Mehrzahl der Lehrkräfte Vorteile in der Digitalisierung der Schulen. So geben 88 Prozent von ihnen an, dass die Schülerinnen und Schüler durch den Einsatz von Technik motivierter sind. 87 Prozent finden, dass Inhalte und Zusammenhänge anschaulicher dargestellt und vermittelt werden können. 56 Prozent der Lehrer vertreten die Meinung, dass die Klassen auf das Leben in der digitalen Welt vorbereitet werden und Lehrer individueller auf einzelne Schüler eingehen können (55 Prozent).
Jedoch: Mehr als die Hälfte der Lehrer (54 Prozent) würde gerne häufiger digitale Medien einsetzen, aber macht es aus verschiedenen Gründen nicht. Dabei stellt die fehlende Technik das größte Problem dar, das sagen immerhin 58 Prozent der Lehrkräfte. Das Smartphone wird fast gar nicht verwendet. Neun von zehn Lehrern (90 Prozent) nutzen es nie, acht Prozent setzen es nur in Ausnahmefällen ein.
Quellen:
https://kommunal.de/digitalisierung-Schule-was-Sie-wissen-m%C3%BCssen
https://www.zeit.de/2019/46/digitale-bildung-schulen-digitalisierung-kompetenzen-daenemark
Weitere Informationen zu diesem und weiteren Digitalthemen gibt es hier
Ein Kommentar
Toller Blogbeitrag!
Hoffentlich hinkt Deutschland mit der Digitalisierung bald nicht mehr hinterher.
Grüße aus Berlin