In unserer Serie über prägende Frauen in der FinTech- und Digitalbranche möchten wir euch dieses Mal Katharina Lueth, Vice President Europe bei Raisin, näher vorstellen.
Hallo Katharina, kannst Du Dich kurz vorstellen? Was beinhaltet Dein Beruf? Was sind Deine Aufgaben bei Raisin?
Die Mein Name ist Katharina Lueth und ich bin im Management der paneuropäischen Zinsplattform Raisin als Vice President Europe tätig – im deutschsprachigen Umfeld sind wir den meisten vermutlich unter der Marke WeltSparen bekannt. Ich verantworte die europäischen Raisin-Plattformen in den Niederlanden, Spanien, UK, Frankreich und Irland und unsere .com-Plattform. Mein Aufgabenfeld reicht vom Erschließen neuer Märkte bis zu Aufbau und Skalierung innerhalb der einzelnen Länder. Dahinter ist eine große Bandbreite an Themen verborgen, die wir crossfunktional mit den anderen Teams von Raisin bearbeiten – von Legal über Tech bis hin zu Fragen des Marketings und der Suche nach strategischen Partnern.
Wie hast Du den Weg in die FinTech-Branche gefunden?
Mein Weg zu Raisin war eher ein klassischer über ein Studium der internationalen BWL und meine Tätigkeit bei der Unternehmensberatung McKinsey. Schon während meines Studiums habe ich in den USA und Mexiko internationale Erfahrungen sammeln können. Sehr früh habe ich meinen Schwerpunkt auf Finance und Banking gelegt und nach dem Studium für einige Jahre in diesem Bereich bei McKinsey gearbeitet. 2014 startete Fintech gerade richtig durch und wirkte auf mich wesentlich spannender und dynamischer, als die Perspektive einer Tätigkeit in einer klassischen Bank. So kam eins zum Anderen. Meine damalige Einschätzung bewahrheitet sich bis heute und ich genieße die großen Gestaltungsfreiräume, die mir Raisin als erfolgreiches Wachstumsunternehmen bietet.
Was fasziniert Dich an der FinTech-Branche? Was nervt manchmal?
Sehr beeindruckend ist die große Dynamik mit der bei Raisin und anderen Unternehmen Ideen und Lösungen entwickelt werden, mit denen wir das Leben der Kunden vereinfachen. So etwas ist im klassischen Konzernumfeld eher schwierig zu finden auch weil die Strukturen dort schon viel länger bestehen. Die Branche als solche entwickelt immer mehr Teilaspekte von Banking und Finance weiter und bietet den Kunden damit einen höheren Kundennutzen und ein besseres Kundenerlebnis. Das begeistert mich immer wieder aufs Neue. Die Fintech Branche sollte allerdings auch nicht unterschätzen wie sehr es die Banken geschafft haben sich über Jahrzehnte Kundenvertrauen zu erarbeiten und auch aus klassischen Banken kommen inzwischen viele spannende Innovationen.
Ist es wichtig, dass mehr Frauen in der FinTech-Szene Fuß fassen?
Auf jeden Fall. Und ganz unabhängig von der Frage nach den Frauen halte ich Diversität insgesamt für einen großen Gewinn. In vielen Studien wurde bestätigt, dass Teams dadurch erfolgreicher werden und besser performen. Das erlebe ich auch jeden Tag bei Raisin bei der Arbeit in einem diversen und internationalen Team. Die Rolle der Frauen ist dabei nicht zu unterschätzen und sie machen immerhin auch die Hälfte der potenziellen Kundschaft aus.
Befürwortest Du vor diesem Hintergrund Quotenregelungen?
Da bin ich zwiegespalten. Grundsätzlich finde ich eine Quotenregelung eher schwierig und würde mir wünschen, dass es auch ohne solche Konstrukte geht. Auf der anderen Seite sieht man beispielsweise in Skandinavien, dass die Quote gut funktioniert. Im Vergleich dazu sind die „Selbstverpflichtungen“ in Deutschland ziemlich zahnlose Tiger, wenn wir uns zum Beispiel die Besetzungspraxis bei Vorstandspositionen ansehen.
Was muss aus Deiner Sicht passieren, damit in den kommenden Jahren mehr Frauen wie Du den Weg in die FinTech-Branche finden?
Auch hier kommen zwei Faktoren zusammen. Zum einen liegt es in der Eigenverantwortung der Frauen, sich auf spannende Stellen bewerben und sich zu trauen auch wenn die Position vielleicht im ersten Moment sehr anspruchsvoll wirkt. Viele Startups sind durch große Flexibilität und Offenheit für neue Formen der Arbeit auch durchaus attraktiv für Frauen – und auch Männer – mit Kindern. Das Homeoffice ist bei Raisin als ein Beispiel gelebte Praxis und erleichtert vieles – das kommt uns auch in der aktuellen Situation mit Corona sehr zu Gute. Es liegt aber auch am Unternehmen Ausschreibungen so zu gestalten, dass sich Frauen angesprochen fühlen und anschließend bei den Einstellungen auf Ausgewogenheit zu achten. Ein Unternehmen, das sich das Ziel setzt gute Frauen zu finden wird dieses Ziel eher erreichen, als eines das es nicht macht.
Welche Tipps kannst du Berufseinsteigerinnen mitgeben? Gibt es typische Studienfächer oder Karrierewege, die in die FinTech-Branche führen?
Die Wege in ein Fintech sind total unterschiedlich. Da gibt da kein Schema F oder das optimale Studium – obwohl natürlich viele Leute BWL, Finanzwirtschaft oder im weiteren Sinne Tech studiert haben. Traut Euch, euch auch auf Stellenanzeigen zu bewerben, bei denen vielleicht nicht alle Punkte auf Anhieb passen. Fintechs bieten ein dynamisches Umfeld, in dem die Bewerberinnen nicht zwangsläufig einen Banking- oder Tech-Hintergrund benötigen. Vieles lässt sich lernen und spätestens in den Bereichen Design oder Marketing geht es auch um ganz andere Wissensgebiete als primär Finance. Bei Raisin kommt es zudem stark darauf an, dass neue Mitarbeiter zur Unternehmenskultur passen. Es lohnt sich, sich damit vorher auseinanderzusetzen.
Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
Beruflich arbeite ich hart daran, für alle Europäer die besten Spar- und Investmentprodukte über Raisin verfügbar zu machen. Privat möchte ich mit meiner Familie jetzt erstmal gesund durch die Krise kommen. Alles andere ergibt sich, aktuell fühle ich mich sehr gut aufgehoben.
Wie erholst Du Dich am liebsten vom beruflichen Alltag?
Pausen und Erholung sind definitiv von großer Bedeutung und man muss aktiv in das Thema investieren. Bei mir sind es Joggen, Yoga, Kochen und die Zeit mit meiner kleinen Tochter, die mir erlauben Kraft für berufliche und private Herausforderungen zu tanken.
Vielen Dank für das Gespräch.
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