Für die meisten Deutschen ist das Thema Mobile Payment nach wie vor Neuland. Zwar besitzen mittlerweile 57 Millionen Bundesbürger ein Smartphone [1] und integrieren es in nahezu jeden Bereich des Alltags. Wenn es um das mobile Bezahlen geht, zeigen sie sich aktuell jedoch deutlich skeptischer. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Ein wesentlicher sind Sicherheitsbedenken. Laut einer Befragung von Statista geben mit 56 Prozent über die Hälfte der Teilnehmer dies als Hinderungsgrund für die Nutzung von Mobile Payment hierzulande an. [2] Quo vadis Mobile Payment in Deutschland?
Lohnender Blick nach Skandinavien
Wie es anders geht, beweist ein Blick über die Landesgrenzen. Innerhalb Europas ist uns vor allem Skandinavien einen großen Schritt voraus. So entschied sich 2013 das größte dänische Geldinstitut, die Danske Bank, eine Bezahl-App namens Mobile Pay zu lancieren. Heute zählt die App bereits 3,7 Millionen Nutzer in Dänemark – bei insgesamt 5,6 Millionen Einwohnern. [3]
Mittlerweile beschränkt sich Mobile Pay nicht mehr ausschließlich auf den dänischen Markt, sondern ist auch in Finnland und Norwegen erhältlich. Hinzu kommt, dass Dänemark 2016 veranlasst hat, den Bargeldannahmezwang für Tankstellen und kleine Läden gänzlich aufzuheben. Einige Banken im Nachbarland Schweden blasen ins gleiche Horn und weigern sich etwa, Bargeld auszuzahlen und anzunehmen. Auslaufmodell Geldschein?
Vorreiter Schweden
Schweden ist bekannt für seine Innovationen: Banknoten und Bankautomaten wurden hier erstmalig eingeführt. Steht nun mit dem bargeldlosen Zahlen die nächste Revolution ins Haus? Die Zahlen sprechen dafür. Während in Deutschland jeder zweite Einkauf mit Bargeld getätigt wird, ist es in Schweden nur jeder Fünfte. Über das Land verteilt gibt es rund 60 Prozent weniger Geldautomaten als in der Bundesrepublik, sogar Kirchen arbeiten mit Scanner und Kartenleser für die wöchentliche Kollekte. [4]
Für eine breite Akzeptanz mobiler Bezahllösungen sorgt auch die populäre P2P-Anwendung ‚Swish‘. Sie ermöglicht Geldtransfer von Smartphone zu Smartphone und macht den transferierten Geldbetrag in Echtzeit auf dem Konto verfügbar. Mit Erfolg – 2012 aus einem Zusammenschluss der größten schwedischen Banken gestartet, kann ‚Swish‘ mittlerweile mehr als sieben Millionen Privatnutzer vorweisen. [5] Inzwischen kooperieren alle zwölf Banken in Schweden mit dem Service, wobei nicht jede Bank auch jede Funktion von ‚Swish‘ unterstützt. Bis 2019 sollen über eine Milliarde Transaktionen über den Dienst abgewickelt werden. [6] Egal ob große oder kleine Beträge, im Supermarkt, auf dem Flohmarkt, beim Kauf von Bahntickets – überall kann ‚Swish eingesetzt werden. 180.000 registrierte Händler bieten ‚Swish‘ inzwischen an. [7] Die App ist derart populär und verbreitet, dass auch das Verb ‚swisha‘ beinahe jedem Schweden geläufig ist.
Quellen:
[1] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/198959/umfrage/anzahl-der-smartphonenutzer-in-deutschland-seit-2010/
[2] https://www.wiwo.de/unternehmen/handel/einzelhandel-warum-mobile-payment-in-deutschland-kaum-voran-kommt/23720776.html
[3] https://www.twint.ch/so-bezahlt-die-welt-mit-smartphone/
[4] docplayer.org, http://bit.ly/2r046gZ
[5] https://www.getswish.se/press-en/statistics/
[6] ebd.
[7] ebd.
Wichtiger Hinweis: Dieser Beitrag erschien bereits am 26. Mai 2017 bei uns im Blog. Er wurde entlang aktueller Zahlen überarbeitet.
Hier geht es zurück zu allen Veröffentlichungen
2 Kommentare
Viele greifen auf mobile Payment zurück und es wäre auch hier bei uns sicherlich einige mehr, wenn es nicht immer um das Thema Sicherheit der eigenen Daten ginge. In diesem Bereich sollte es einfach viel mehr Aufklärung geben.
Hallo Rolf, da hast du Recht. Sicherheit ist und bleibt bei den Deutschen eines der wichtigsten Themen, wenn es um Banking, Payment und insbesondere den eigenen Daten geht. Allerdings zeigen viele Studien, dass insbesondere die junge Generation hier weniger Bedenken hat bzw. offen ist, was das Thema Datenweitergabe anbelangt.
Viele Grüße,
Thomas