Vor fast genau 25 Jahren begann in Ruanda ein 100 Tage anhaltender Völkermord bei dem etwa 800.000 Menschen ums Leben kamen. Trotz dieser grausamen Ereignisse hat sich das Land, zumindest wirtschaftlich gesehen, relativ schnell erholt und gilt als eines der progressivsten Länder Afrikas. Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum lag von 2001 bis 2015 bei rund acht Prozent und bei den Parlamentswahlen 2018 besetzten Frauen 64 Prozent der Sitze. Ein stetiges und langfristiges Wachstum ist eines der zentralen Ziele in dem ostafrikanischen Binnenstaat. Ein weiteres ist die Einführung vollständig digitaler Zahlungssysteme bis 2020.
Vision 2020
Ruanda gilt inzwischen als eine der führenden Technologie-Hochburgen Afrikas. Wesentlicher Treiber dieser Entwicklung sind Präsident Paul Kagame und seine „Vision 2020“. Das Hauptziel des im Jahr 2000 ins Leben gerufenen Programms besteht darin, das Land von einer landwirtschaftlichen Selbstversorgungswirtschaft zu einer wissensbasierten, mittelständischen Einkommenswirtschaft zu machen.
Die Ruandische Nationalbank und andere Akteure des Finanzsektors haben dafür in eine Schlüsselinfrastruktur investiert und damit ein Ökosystem geschaffen, um E-Services in der gesamten Finanzindustrie voranzutreiben. Die Ecobank Ruanda launchte beispielweise Anfang 2017 eine Mobile-Payment-App, die es den Kunden erlaubt, digitale Konten zu eröffnen und ihr Geld an Empfänger in 33 afrikanische Länder zu versenden.
Zunehmende Anzahl mobiler Angebote im Finanzbereich
Aber auch die Zusammenarbeit mit Telekommunikationsanbietern hat die Digitalisierung des Finanzsektors in Ruanda beschleunigt. Diese haben die Reichweite im gesamten Land erhöht, auch in den ländlichen Gebieten. So gibt es mittlerweile eine Reihe von Banken, die ihre Mobile-Banking-Apps auf den Markt gebracht haben und mit deren Apps sogar Mikrokredite beantragt werden können. Nach Angaben der Zentralbank ist in Ruanda die Zahl der aktiven Nutzer mobiler Finanzdienstleistungen innerhalb eines Jahres um 13 Prozent auf über drei Millionen Kunden und das Transaktionsvolumen um 26 Prozent, auf 119 Millionen Runda-Franc und somit rund 117.000 Euro gestiegen. Eine nicht zu verachtende Summe für das kleine ostafrikanische Binnenland.
Auch Startups haben in Ruanda leichtes Spiel, denn eine Unternehmensneugründung erfolgt in wenigen Minuten online. Ein erfolgreiches Beispiel ist das Fintech Riha Payment System mit ihrem Produkt „Riha Mobile Wallet“. Die Dienste lassen sich in vier Kategorien unterteilen: Klassische Finanzdienstleistungen wie Überweisungen, soziale Angebote wie Chat & Pay, sowie Shopping- und Bestellmöglichkeiten und Bonusprogramme mit Cashback- und Rabatt-Angeboten. Ob Ruanda bis 2020 vollständig bargeldlos operiert, ist zu bezweifeln, aber das Land ist auf dem besten Weg dahin.
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