In unserer Serie über prägende Frauen in der FinTech- und Digitalbranche möchten wir euch dieses Mal Jessica Holzbach, Co-Founder und CCO bei Penta, näher vorstellen.
Hallo Jessica, kannst Du Dich unseren Lesern bitte kurz vorstellen? Was beinhaltet Dein Beruf? Was sind Deine Aufgaben bei Penta?
Ich bin Jessica, Mitgründerin und Chief Customer Officer (CCO) bei Penta, der digitalen Business Banking Plattform für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs). Zu meinen Aufgaben gehört unter anderem die Führung des CRM-Teams, sowie des Marketing- und Sales-Teams. Wenn man es runterbrechen will: ich bin mit meinen Teams dafür verantwortlich, dass Kunden von Penta erfahren, es ausprobieren und lieben lernen.
Wie hast Du den Weg in die FinTech-Branche gefunden?
Mein erstes Praktikum hatte ich bei einer Bank, denn ich fand den Finanzsektor schon immer spannend, aber das Praktikum hat mich erst einmal ziemlich abgeschreckt. So gründete ich mein erstes Unternehmen dann auch nicht im Fintech-Bereich, sondern im Foodtech-Bereich – und musste dennoch zur Bank, um ein Geschäftskonto zu eröffnen. Der Prozess war langwierig, zog sich und scheiterte letztendlich. Durch einen beruflichen Zufall traf ich dann ein paar Monate später meine jetzigen Co-Founder, die genau wie ich schlechte Erfahrungen mit den traditionellen Geschäftskonten gemacht hatten. Die Idee zu Penta war geboren.
Was fasziniert Dich an der FinTech-Branche? Was nervt manchmal?
Ich denke im Finanzbereich ist noch sehr viel Raum für Innovation und Verbesserung. Viele alltägliche Probleme sind heute noch nicht gelöst und können von Startups und Fintechs angegangen werden. Wir haben hier die Chance, eine komplette Industrie zu revolutionieren.
Auf der anderen Seite, fühlt sich die Fintech Szene manchmal wie eine “Bubbel” an. Jeder kennt jeden und anstatt relevante Probleme direkt mit dem Kunden zu lösen, wird manchmal zu viel gefachsimpelt.
Ist es wichtig, dass mehr Frauen in der FinTech-Szene Fuß fassen?
Es würde mich jedenfalls sehr freuen. Gemischte Teams, egal auf welcher Führungsebene, bringen Firmen enorme Vorteile, weil ganz unterschiedliche Talente mitgebracht werden und dementsprechend auch Probleme aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden. Frauen sind Kunden – auch von Fintechs – von daher macht es Sinn, dass auch mehr von ihnen in dieser Branche aktiv sind, um Produkte zu entwickeln, die die gesamte Gesellschaft ansprechen.
Befürwortest Du vor diesem Hintergrund Quotenregelungen?
Quotenregelungen haben die richtige Absicht: Diversität zu fördern und durch gemischte Teams besser Produkte und Lösungen zu fördern. Dies sollte in jedem Fall das Ziel jedes Unternehmens sein. Die Kritik kann sich nur auf die Umsetzung beziehen, denn immer schwingt das Gegenargument mit, dass durch die Quote nicht der beste Bewerber eingestellt wird, sondern der, der von der Quote gefordert wird. Ich bin der Meinung, dass eine Quote (gepaart mit den richtigen Incentives) deshalb als Ziel dienen muss, aber am Ende dennoch die Unternehmen sich für den Bewerber entscheiden dürfen sollten, der am besten qualifiziert ist.
Was muss passieren, damit in den kommenden Jahren mehr Frauen wie Du den Weg in die FinTech-Branche finden?
Ich denke, es braucht mehr sichtbare Role Models in der Branche, also Frauen in Führungspositionen im Fintech-Bereich, die auf den gleichen wichtigen Konferenzen wie die männlichen CEOs sprechen, die in Podcasts und in Interviews präsent sind und die ebenfalls für ihre Firmen großartige Investoren finden. Studien belegen, dass VCs immer noch lieber in Firmen von männlichen Führungsriegen investieren – das muss sich dringend ändern. Dabei muss auch direkt am Ansatz investiert werden. d.h. bereits während der Schulzeit und Ausbildung.
Welche Tipps kannst du Berufseinsteigerinnen mitgeben? Gibt es typische Studienfächer oder Karrierewege, die in die FinTech-Branche führen?
Ich habe Management & Wirtschaftsrecht studiert , aber dies sind sehr generalistische Fächer und der Werdegang danach ist offen. Dass mich diese Fächer einmal in die Fintech-Branche führen würden, konnte ich so nicht vorhersagen. Wichtig ist, etwas zu studieren, dass einem beibringt, lösungsorientiert, logisch und eigenständig zu denken. Das können Wirtschaftsnahe Studienfächer sein, aber auch Naturwissenschaften. Insbesondere heute sind technisches Basis Verständnis und Wissen extrem hilfreich. Ansonsten wird aber auch jede Fintech-Firma gutes Marketing, Produktler und Developer brauchen – von daher muss man vorher nicht unbedingt in Finanzwissenschaften promoviert haben.
Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
In den nächsten Jahren haben wir noch extrem viel vor mit Penta. Das Ziel ist, Banking für Kleinunternehmer in Europa zu vereinfachen. Abgesehen davon habe ich noch immer eine sehr starke Lernkurve bei Penta – jeder Tag bringt neue Herausforderungen. Solange dies noch gegeben ist, bin ich gut beschäftigt.
Wie erholst Du Dich am liebsten vom beruflichen Alltag?
Ich gehe am liebsten in die Natur, ob Berge, Meer, Wald oder Strand. In der Kombination mit Sport kann ich am besten abschalten und gleichzeitig kommen mir dabei meist noch neue Ideen für Penta. Außerdem freue ich mich, die Freizeit mit Freunden und Familie zu verbringen.