Mobiles Bezahlen führt in Deutschland nach wie vor ein Nischendasein. Zwar ist es immer mehr Menschen bekannt, beliebt ist es jedoch nach wie vor nicht – zumindest in der breiten Masse. In anderen Teilen der Welt wie bspw. Afrika zeigt sich ein gänzlich anderes Bild. Hier ist Mobile Payment längst eine etablierte Größe.
Seit Mitte der 90er-Jahre galt zunächst das Handy und später das Smartphone als Hoffnungsträger: Als ein Massenprodukt sollte das Mobilfunkgerät das bargeldlose Bezahlen von überall für jedermann möglich machen. Eine schöne Vorstellung, die verbraucherseitig bislang allerdings wenig Anklang fand. Laut aktuellen Statistiken bildet Deutschland in Sachen Mobile Payment im europäischen Vergleich das Schlusslicht.[1] Aber auch in Europa insgesamt hat das „Smartphone als Geldbörse“ noch deutlich Luft nach oben. Im vergangenen Jahr verwendeten 64 Mio. Menschen europaweit Mobile Payment, obwohl 570 Mio. Menschen hier mobiles Internet nutzen. Dies entspricht einem Anteil von gut elf Prozent. Zum Vergleich: In Afrika verfügen 350 Mio. Menschen über mobiles Internet, 91 Mio. von ihnen zahlen mit dem Smartphone.[2] Der Anteil liegt somit deutlich höher bei 26 %.
M-Pesa als Erfolgsgarant
Wesentlicher Treiber der Entwicklung auf dem schwarzen Kontinent ist M-Pesa, ein Dienst der Vodafone-Tochter Safaricom, der in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag feiert. Pesa bedeutet auf Suaheli „Geld“. Ursprünglich wurde der Dienst entwickelt, um kleine Geldbeträge per SMS von einem Nutzer zum anderen zu schicken. Im letzten Jahr lag die Anzahl der über M-Pesa abgewickelten Transaktionen weltweit bei sechs Milliarden.[3]
Die Funktionsweise des Dienstes ist einfach und schnell. Nutzer müssen zunächst ein Guthaben auf ihr Handy bzw. Smartphone laden. Dafür stehen im ganzen Land sogenannte „M-Pesa-Agents“ wie Tankstellen oder Internetcafés zur Verfügung. Mit dem aufgeladenen Guthaben ist es dann möglich, Rechnungen zu bezahlen, Bargeld abzuheben oder Überweisungen zu tätigen. Möchte man mit M-Pesa Produkte erwerben oder Dienstleistungen in Anspruch nehmen, gibt man einfach den Code des jeweiligen Empfängers in das Handy oder Smartphone ein und wenige Sekunden später wechselt das Geld den Besitzer. An jeder in Anspruch genommenen Dienstleistung verdient der Mobilfunkanbieter, Banken bleiben weitestgehend außen vor.
Einfache und benutzerfreundliche Lösung gefragt
Inzwischen hat sich das Erfolgsmodell hinter M-Pesa über die Grenzen Afrikas hinweg weiterverbreitet. In Ländern wie Indien gibt es ähnliche Zahlungssysteme am Markt. Generell eignet sich ein solcher Dienst vor allem für strukturschwache und ärmere Regionen. In Afrika begünstigten zwei wesentliche Faktoren die schnelle Verbreitung von M-Pesa: einerseits fehlende Bankfilialen und andererseits auch das geringe Einkommen der Bevölkerung, was dazu führte, dass viele Menschen kein Bankkonto eröffnen durften bzw. konnten.
Mittlerweile gibt es M-Pesa auch in Europa, genauer gesagt seit 2014 bzw. 2015 in Rumänien und Albanien. Eine flächendeckende Verbreitung nach afrikanischem Vorbild ist laut Experteneinschätzung allerdings kaum zu erwarten. Dagegen sprechen sowohl regulatorische als auch strukturelle Gründe. Was M-Pesa Banken und Finanzdienstleister allerdings eindrucksvoll vor Augen führt, ist die Tatsache, dass Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit ein wesentlicher Schlüssel für die erfolgreiche Implementierung eines Mobile-Payment-Dienstes hierzulande ist. Es bleibt spannend abzuwarten, wie kommende Lösungen diesem Anspruch gerecht werden.
Quellen:
[1] http://www.kreditkarte.net/mobile-payment/
[2] ebd.
[3] https://www.welt.de/wirtschaft/bilanz/article162694583/Afrika-zeigt-der-Welt-wie-mobiles-Bezahlen-geht.html
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