3,2,1… meins: das ist die tatsächliche Geschwindigkeit, mit der man in den Shoppingcentern der Zukunft einkaufen kann – und das ganz bequem, ohne lange in der Schlange stehen oder die Ware etwa selbst nach Hause tragen zu müssen. Das „New-Retail“ Supermarktkonzept des chinesischen Online-Händler Alibaba wurde in den letzten Jahren entwickelt und in Städten wie Peking oder Schanghai erfolgreich eröffnet. Hyper-technologisierte Supermärkte wie „Hema“ oder Jingdongs (JD.com) „7Fresh“ revolutionieren das Shoppingerlebnis. Beide verfolgen ein ähnliches Konzept: Die reale Welt mit der digitalen verknüpfen. Vor Ort kann man dann beispielsweise mit VR-Brillen hunderte Kleidungsstücke in virtuellen Garderoben ausprobieren, ohne sich wirklich umziehen zu müssen.
Das E-Commerce-Ökosystem
3 – Offline anschauen, 2 – online bestellen, 1 – Lieferung nach Hause. So funktionieren sowohl Hema als auch 7Fresh. Der Kunde installiert sich eine App und kann damit den QR-Code sämtlicher Produkte einscannen. Über sein Smartphone erhält er Informationen zum Produkt und legt sich den Artikel bei Bedarf in den digitalen Warenkorb. Sobald er die reale Shoppingtour beendet, kann er die ausgewählten Waren über die App bestellen und sie innerhalb von 30 Minuten nach Hause liefern lassen. Die App bietet natürlich auch enorme Vorteile für die Händler – sie speichert alle gescannten Produkte und erstellt dadurch ein individuell angepasstes Profil über das Einkaufsverhalten aller Kunden. Während einerseits individualisierte Angebote gemacht werden können, ermöglichen es Analyse-Tools auch das Produktsortiment der Hersteller optimal anzupassen.
„Tante Emma“ ohne Emma – unbemannte Einkaufsläden
Auf diese Art und Weise könnten theoretisch auch die altbekannten Tante-Emma-Läden gerettet werden und entgegen aller Bedenken auch von der fortschreitenden Digitalisierung profitieren. Denn mithilfe neuer E-Commerce-Ökosysteme können verbesserte Geschäftsmodelle erstellt werden, die es den kleinen Corner-Stores erlauben, ihr Sortiment dem Kaufverhalten ihrer Stammkunden anzupassen und ihr Sortiment danach auszurichten. Wie so ein smarter Tante-Emma-Laden aussehen könnte wurde vor wenigen Monaten von Alibaba in einem Prototyp vorgestellt. Der sogenannte „Tmall Supermarket“ ist ein Selbstbedienungsladen, der eine Vielzahl neuster Technologien integriert und vollständig auf Verkäufer und Kassen verzichtet. Zu den Technologien gehören beispielsweise mit Kameras ausgestattete Check-In- und Check-Out-Points, die den Kunden sofort Über Face-ID beim Betreten identifizieren. Ebenso mit Kameras versehen sind die Produkte beziehungsweise Regale. Nach der Identifizierung des Kunden am Eingang sind alle die von ihm in den Korb gelegten Produkte mit seinem Account verknüpft. Beim Check-Out erhält er dann noch über einen Bildschirm eine Einkaufsübersicht – die Zahlung erfolgt automatisch online. In Zukunft soll es sogar möglich sein, über die Gesichtserkennung die Laune der Konsumenten beurteilen zu können und sie mit „emotionalen Rabatten“ zu ködern: Lächelt man einem Produkt entgegen, sinkt der Preis – es bleibt also noch spannend zu beobachten, wie die Zukunft griesgrämiger Shopper aussehen wird.
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