Die Generation Alpha ist noch Jahre davon entfernt, zu Bankkund:innen zu werden. Gerade deswegen müssen die Sparkassen schon jetzt die Bedarfe des Nachwuchses beobachten. Innovation Strategist JP Tonyigah und Innovation Designer Boris Lisdat geben Einblicke, wie der Sparkassen Innovation Hub sich der Zielgruppe genähert hat – mit einem eigenen virtuellen Börsenspiel.
S-Trade: Von der Product Discovery zum virtuellen Börsenspiel
Bei vielen gelten sie noch als Hype-Thema, doch virtuelle Welten sind in der Welt von jungen Menschen jetzt schon nicht mehr wegzudenken. Die Interpretationen reichen von Social-Media-Plattformen, auf die insbesondere die Generationen Z und Alpha bereits heute ausweichen, bis hin zu neuen immersiven Erfahrungen mit neuester Technik wie der Oculus Quest oder der HoloLens von Microsoft. Auch wenn vollständig immersive Erfahrungen noch Jahre oder Jahrzehnte entfernt sind, kann man die Entwicklungen in ersten Teilbereichen sehen.
Insbesondere für junge Kund:innen sind die spielerischen Ansätze interessant. Ein Blick auf Spiele wie Roblox mit über 200 Millionen Spieler:innen oder Fortnite mit 350 Millionen verrät die Tragweite von spielerischen Umgebungen.
Auch im Finanzkontext entstehen dabei neue Kontaktpunkte in der Kundenreise der Sparkassenkundschaft. Zum einen, weil in digitalen Welten auch neue Wirtschaftssysteme stattfinden, bei denen Geld, Wertgegenstände und Transaktionen plötzlich eine neue Rolle bekommen. Aber auch weil sich das klassische Bild einer Filiale verändern wird.
Ganz wichtig: Es geht nicht darum, die Sparkassen-Filiale eins zu eins in neue
virtuelle Realitäten zu übertragen.
Wenn ich als junger Mensch schon eher selten die Filiale vor Ort besuche, warum sollte ich auf die Idee kommen, das im Metaversum zu tun? Ich möchte auf Drachen reiten und Welten erobern und nicht den nächsten Bausparvertrag abschließen.
Der Nachwuchs möchte etwas dazulernen und ein beständiges Wissen auf Augenhöhe vermittelt bekommen. Das geht auch bei vermeintlich langweiligen „Finanzthemen“. Junge Menschen mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne sollten hier auf keinen Fall unterschätzt werden. Finden sie einmal ein Thema, das sie abholt und begeistert, klammern sie sich förmlich dran und studieren es bis ins letzte Detail.
Gemeinsam mit Microsoft Deutschland, der Finanz Informatik und den EventPunks hat sich der Sparkassen Innovation Hub die Aufgabe geschnappt, die vielfältigen Bedürfnisse der Generation Alpha und Z zu nutzen und einen Case im Finanz Kontext zu basteln. Fokussiert wurde sich auf den virtuellen Raum, da erste Studien zeigen, dass insbesondere junge Menschen besser in oder in Verbindung mit digitalen und virtuellen Elementen lernen können. Das Thema Börse lag dabei auf der Hand, denn kaum etwas wurde in der Finanzwelt zuletzt so heiß diskutiert wie Aktien und Trading, insbesondere seit Beginn des Trading-Booms 2020/21. Das gemeinsame Ziel war es, ein Spiel zu entwickeln, das einen einfachen Einstieg in das Thema Trading bietet und mit zunehmender Erfahrung Wege aufzeigt, den Geschehnissen an der Börse mit Geschick zu begegnen.
Herausgekommen ist das virtuelle Börsenspiel S-Trade VR, das auch bei der Symbioticon zu erleben war. Darin werden komplexe, teilweise bankfachliche Themen ganz spielerisch vermittelt und Möglichkeiten geschaffen, sich mit anderen zu messen und auszutauschen. Im Ergebnis erleben die Teilnehmenden nicht nur einen Showcase, sondern lernen den Umgang mit Aktien in ihrer nativen Umgebung kennen und nehmen wertvolle Insights für ihr echtes Finanzleben mit.
Gebaut wurde die Experience auf AltspaceVR, das seit 2017 zu Microsoft gehört. AltspaceVR ist die führende Plattform für virtuelle Live-Events, die es Künstler:innen, Marken und Unternehmen ermöglicht, auf einfache Weise sinnvolle Erlebnisse zu gestalten und dabei ein Gemeinschaftsgefühl zu fördern. Bei der Umsetzung wurde auf die VR-Expertise der EventPunks gesetzt, die die Börsen-Experience in AltspaceVR technisch begleitet haben.
Ideathon
Vom Hackathon zum Ideathon: Bei der Symbioticon ging es in diesem Jahr nicht um MVPs neuer digitaler Produkte, sondern um Ideen und Konzepte. Wir wollten bewusst ganz viele neue Ideen zum Metaversum und seinen einzelnen Bestandteilen sammeln und haben deshalb beim Ideathon Start-ups, Expert:innen etc. kreativ werden lassen. Die Gewinner dieses Ideathons begleiten wir weiter, achten auf die Machbarkeitsprüfung der Ideen und eine entsprechende Umsetzung als Prototyp.
Im Vorweg konnten für jeden der Tracks auf dem Ideathon bis zu fünf Teams zugelassen werden. Beworben haben sich engagierte Start-ups genau wie Teams aus der Sparkassen-Finanzgruppe oder Expert:innen aus der Szene. Insgesamt 16 Teams haben am Wettbewerb teilgenommen und glänzten mit ihrer Expertise. Die Challenges hatten alle einen ähnlichen Aufruf, aber einen anderen Fokus: Die Teams der Deka konzentrierten sich auf Wallets und Tokenisierung, die Teams der LBBW auf das Metaversum, AR und VR, während die Teams der Star Finanz auf große Technologien wie KI und Big Data setzten.
Nach 30 Stunden Arbeitszeit mit Hilfe der Coaches und Partner haben sie ihre tollen Ideen dann auf der Hauptbühne der Symbioticon gepitcht. Die Ideen reichten von Finanz-Games im Metaversum über smarte Prozessverbesserungen bis hin zu Anwendungsfällen von Blockchain und Co. Ein Spektakel der Ideen!
Und die Teams waren sich auch einig in ihrem Feedback, das bei allen ungefähr wie dieses vom Team „Bold Banking Buddies“ klang: „Es war eine geniale Veranstaltung! Wir haben die Zeit sehr genossen und eine Menge Learnings mitgenommen!“
Ausblick auf 2023
Auch 2023 wird sich der S-Hub weiter mit dem Metaversum und Technologien aus dem Web 3.0 beschäftigen. Im ersten Schritt geht es weiter mit dem Gewinner-Team des Ideathons, „Inkrementell Disruptiv“. Deren Idee: Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz können Bilder von annoncierten Immobilien aus dem Sparkassen-Inventar attraktiver auf dem Markt gestaltet werden. Aus langweiligen Aufnahmen der Innen- und Außenarchitektur können im Handumdrehen attraktive und ansprechende Exposés kreiert werden; alles mit Hilfe von Algorithmen und den Wünschen der jeweiligen Sparkasse. Außerdem unterstützt der S-Hub auch die Gewinner der Sonderpreise.
Zu guter Letzt werden die aktuellen Erkenntnisse, die der S-Hub in den vergangenen Monaten über das Metaversum im Finanzkontext gesammelt hat, gebündelt und in einer Potenzialanalyse veröffentlicht. Arbeitshypothese: Das Metaversum ist gekommen, um zu bleiben. Die Grundidee ist schon seit Langem da. Die Vision, wie sie auch schon im Film „Ready Player One“ zu sehen war, kommt dem Ganzen sehr nahe, steckt aber mit Blick auf den jetzigen Stand noch in den Kinderschuhen. Was also tun? Gemeinsam experimentieren, greifbare Beispiele entwickeln, die aktuellen Entwicklungen beobachten, um „ready“ zu sein, wenn die Technologien massentauglich adaptiert werden.
Dieser Beitrag wurde zuerst im Magazin GOLDILOCKS vom Sparkassen Innovation Hub und dem Fintech Newsletter finletter veröffentlicht. GOLDILOCKS gibt es kostenlos als App im Google Play Store und im App Store von Apple.
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