In unserer dreiteiligen Reihe stellen wir die Ergebnisse einer groß angelegten Umfrage zur „Digitalisierung im deutschen Mittelstand“ vor, die die Star Finanz vergangenen Sommer unter 11.000 Einzelunternehmern, mittelständischen Firmen und Konzernen durchgeführt hat.
Im dritten Teil beschäftigen wir uns damit, welche Produkte und Dienstleistungen sich Unternehmen heute von ihren Banken und Sparkassen wünschen – und wie die etablierten Finanzinstitute sich wiederum als kaufmännische Begleiter des deutschen Mittelstands positionieren können.
Im letzten Beitrag haben wir diskutiert, wie der digitale Wandel zunehmend die Geschäftsmodelle des deutschen Mittelstands unter Druck setzt. Die Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Services und Angebote sowie die Kundenansprache und den Vertrieb neu zu denken und weiterzuentwickeln, um den Anforderungen ihrer Kunden auch in Zukunft gerecht werden zu können. Dieser Prozess ist für viele Betriebe mit Unsicherheiten und Risiken verbunden. Sie wünschen sich starke Partner, die in der Lage sind, diesen Wandel zu unterstützen.
Hier kommen auch etablierte Finanzinstitute ins Spiel: Banken und Sparkassen sind oft selbst eng mit den Abläufen ihrer Unternehmenskunden verbunden. Sie verfügen bei den Unternehmern in Deutschland über hohes Vertrauen und haben die Möglichkeit, eine wichtige Rolle bei der Umsetzung digitaler Veränderungsprozesse in den Betrieben einzunehmen. Vor diesem Hintergrund arbeiten die Finanzinstitute etwa an Plattformlösungen, die nicht nur Kernbankleistungen effizienter machen, sondern auch Near- und Beyond-Banking-Leistungen wie Buchhaltung, Versicherungen und selbst Mobilitätsleistungen integrieren. Mit entsprechenden neuen Lösungen und Angeboten haben Banken und Sparkassen die Chance, sich in Digitalisierungsfragen als kaufmännische Begleiter des deutschen Mittelstands zu positionieren.
Noch setzt die Mehrzahl der Unternehmen jedoch auf die eigene Expertise und betraut eigene Unternehmensbereiche mit Digitalisierungsprozessen. Ein Drittel der Betriebe verfügt über eigens beauftragte Mitarbeiter. Nur 4,9 Prozent der Unternehmen, die sich mit Digitalisierung beschäftigen, nehmen hingegen bei Digitalisierungsfragen Beratung durch Finanzinstitute in Anspruch.

Gleichzeitig erwartet ein erheblicher Teil der Unternehmen von ihren Banken oder Sparkassen zusätzliche digitale Services, die über das aktuelle Angebot hinausgehen. An der Spitze liegen Kredit-Services (39,4 Prozent). Es folgen Cash Management (28 Prozent), Vertragsverwaltung (21,5 Prozent) und Rechnungsservice (20,3 Prozent). Die weiteren banknahen Dienstleistungen Avale und Factoring wünschen sich 13,8 beziehungsweise 7,4 Prozent. Sieben Prozent der Unternehmen geben an, keinen Bedarf an zusätzlichen digitalen Services zu haben. 13,1 Prozent wissen es nicht beziehungsweise haben dazu keine Meinung.

Die Finanzinstitute stehen vor diesem Hintergrund durchaus unter Zugzwang. Denn ob Kredite, Cash Management oder Factoring, Unternehmen haben, wie die Umfrage zeigt, ganz unterschiedliche Anforderungen. Auch mobile Angebote werden immer wichtiger, denn Smartphone und Tablet gehören heute zur Grundausstattung von Unternehmern. Fast 80 Prozent nutzen ein Smartphone im Beruf und 55,8 Prozent ein Tablet. Zukunftstechnologien wie Virtual Reality (3,8 Prozent) und Augmented Reality (1,5 Prozent) spielen hingegen noch eine untergeordnete Rolle.
Mehrheit der Prozesse in Unternehmen wird manuell abgewickelt
Und trotz Smartphone und digitaler Technologie, der überwiegende Teil der Prozesse in den Unternehmen wird manuell abgewickelt. Klassisch kaufmännische Vorgänge weisen noch den höchsten Automatisierungsgrad auf. So sagen 86,2 Prozent der Unternehmen, dass sie Gehaltsabrechnungen automatisch oder überwiegend automatisch erstellen. Es folgen Ausgangsrechnungen mit einem vollständigen oder überwiegenden Automatisierungsgrad von 64 Prozent, die Erstellung regelmäßiger Reports (57,7 Prozent), das Mahnwesen (57,2 Prozent) und die Angebots- und Auftragserstellung (53,8 Prozent). Besonders die kleinsten Unternehmen (unter 0,5 Millionen Euro Umsatz) setzen noch stark auf eine manuelle Prozessabwicklung.

Erstaunlich: Ein Viertel der Unternehmen (23,7 Prozent) setzt für die Erstellung der Ausgangsrechnungen noch auf Word, Excel oder Textprogramme. Je kleiner ein Unternehmen, desto eher erstellt es seine Ausgangsrechnungen per Word, Excel oder Textprogramm. Doch selbst bei Großunternehmen wird noch verhältnismäßig viel Zeit in die Abwicklung kaufmännischer Prozesse auf Basis von Textprogrammen investiert.
Das größtenteils niedrige Automatisierungslevel zeigt einerseits, wie groß das Wachstumspotenzial für neue digitale und automatisierte Anwendungen noch ist. Entsprechende Angebote für traditionell Banking-nahe kaufmännische Prozesse beispielsweise in den Bereichen Reisemanagement, Anbietervergleiche oder Lagerbestände/Disposition geben Banken und Sparkassen die Möglichkeit, für ihre Geschäftskunden neue Angebote zu schaffen und diese damit auch in Zukunft an das Institut zu binden.
Dies ist der dritte und letzte Teil unserer Artikel-Serie zum Thema „Digitalisierung im deutschen Mittelstand“. Die beiden vorherigen Teile findest du hier:
• Überblicksartikel zum Thema
• Artikel mit Fokus auf die konkrete Situation von Unternehmen
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