Mitte Dezember 2019 haben wir an dieser Stelle über Bernd Kurmeyer berichtet, der im Rahmen eines Projekts der Sparkassenstiftung in Ostafrika seit Januar 2020 Mikrofinanzdachverbände vor Ort bei der Beschaffung bzw. dem Betrieb von Kernbanksystemen und der Bereitstellung technischer Voraussetzungen unterstützt. Nachdem Bernd in den vergangenen Beiträgen über seine Ankunft und ersten Tage in Afrika, konkrete Arbeitsschwerpunkte und die Auswirkungen der Corona-Pandemie berichtetet, erläutert er im vierten Teil, warum seine Tätigkeit in Ostafrika leider vorzeitig zu Ende geht.
Seit meinem letzten Blogbeitrag hat sich so einiges verändert, daher wird es Zeit, dass ich diesen neuen Beitrag verfasse, der jedoch auch gleichzeitig mein letzter sein wird.
Hier in Tansania sind die Corona-Einschränkungen so weit zurückgefahren worden, dass wir seit Anfang Juli eigentlich wieder im Büro und nicht mehr im Homeoffice arbeiten können. Unglücklicherweise hatte sich jedoch ein Kollege in Mwanza mit dem Corona-Virus infiziert. In derselben Zeit hatten wir in Dar Es Salaam Besuch von Kollegen aus Mwanza, sodass alle Kollegen in Tansania anschließend vorsichtshalber wieder zwei Wochen aus der häuslichen Quarantäne gearbeitet haben. Nach dreieinhalb Monaten Homeoffice war das jedoch gar kein Problem, da wir uns ja bereits alle an diese Situation gewöhnt hatten. Glücklicherweise hat sich der Kollege von seiner Infektion erholt und es hatte sich auch niemand sonst bei ihm angesteckt. Somit können wir seit Ende Juli wirklich wieder im Büro arbeiten und uns direkt mit unseren Kollegen austauschen, was das Zusammenarbeiten deutlich vereinfacht.
Die Digitalisierungsprojekte laufen bei unseren Partnern zurzeit noch sehr langsam wieder an, sodass wir dabei sehr weit hinter unseren Plänen liegen. Wir versuchen natürlich, so gut wie möglich voranzukommen, sind jedoch auf die Zuarbeit unserer Partner angewiesen. Ich schätze daher, dass in diesem Jahr coronabedingt nicht alle geplanten Ziele erreicht werden können. Ich vermute jedoch, dass viele andere Institutionen und Projekte genauso wie auch wir alle als einzelne Menschen mit denselben Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen haben.
Leider hat sich zusätzlich noch herausgestellt, dass es Probleme bei der Beantragung meiner Arbeitserlaubnis hier in Tansania gibt. Das führte letzten Endes dazu, dass ich mich mit dem Ostafrika-Team darauf geeinigt habe, meinen eigentlich bis September 2021 geplanten Einsatz hier in Tansania bereits diesen September zu beenden, wenn mein zweites Businessvisum abläuft. Ich bedaure das natürlich sehr, bin jedoch davon überzeugt, dass diese Entscheidung unter den gegebenen Umständen richtig ist. Vor dem Hintergrund, dass es in diesem Herbst auch noch zu der gefürchteten zweiten Corona-Welle in welcher Ausprägung auch immer kommen kann, möchte ich auch gern vermeiden, einen gegebenenfalls notwendigen zweiten Lockdown wieder in Dar Es Salaam zu erleben. Ich möhte jedoch genauso wie das Ostafrika-Team der Sparkassenstiftung eine erneute Zusammenarbeit in Zukunft nicht ausschließen. Wer weiß, was sich daraus noch alles ergeben kann!?
Ich kann jedenfalls für mich festhalten, dass ich meine Zeit in Afrika nicht mehr missen möchte. Ich konnte zwar im privaten Bereich bei weitem nicht so viel unternehmen, wie ich mir vorgestellt habe oder gewünscht hätte, aber die berufliche Erfahrung, die ich hier sammeln konnte, ist mit nichts aufzuwiegen. Neben dem Kennenlernen der Arbeitsweisen und Prozesse hier vor Ort und dem Kontakt zu meinen Kollegen gab es durchaus auch fachliche Themen, in die ich mich in Zukunft weiter einbringen möchte.
Ich habe zum Beispiel die Möglichkeit gehabt, mich im Umfeld unserer Projekte mit der digitalen Barrierefreiheit auseinanderzusetzen. Dieses Thema begeistert mich im Moment geradezu. Auch wenn ich bisher natürlich in den Softwareentwicklungsprojekten schon immer auch mit dem Aspekt der User Experience zu tun gehabt habe, habe ich mir bisher nie wirklich Gedanken darüber gemacht, wie wir sicherstellen können, dass wir tatsächlich weitestgehend barrierefreie Benutzerschnittstellen entwickeln, die niemanden daran hindern, die App oder die Internetseite zu nutzen. Dabei ist gerade dieses Thema in der aktuellen Zeit, in der wir verstärkt versuchen, den Inklusionsgedanken umzusetzen und mit Leben zu füllen, extrem wichtig. Inzwischen habe ich daher mehrere Webinare zum Thema der digitalen Barrierefreiheit besucht und mich bereits in die gesetzliche Thematik dazu eingearbeitet, sodass ich mich darauf freue, dieses Wissen in meine Projekte bei der Star Finanz einzubringen, nachdem ich im Herbst meine Arbeit dort wieder aufgenommen haben werde.
Um aber trotz der kurzen Zeit, die ich hier nur noch verbringen werde, noch ein bisschen mehr von Ostafrika kennenzulernen, habe ich das vergangene Wochenende auf Sansibar, genauer gesagt an der Ostküste der Insel Unguja verbracht. Neben Unguja gehört auch noch die Insel Pemba zu Sansibar. Diese habe ich jedoch nicht besucht. Nach einer ruhigen Fährüberfahrt nach Zanzibar City kam ich am Abend in meinem Hotel an. Aufgrund der im Moment immer noch sehr wenigen Touristen hier, war ich tatsächlich über das Wochenende der einzige Gast in dem Hotel, das traumhaft etwas oberhalb vom Strand direkt am Indischen Ozean liegt. Die Ruhe auf dem Hotelgelände habe ich in meiner Zeit dort sehr genossen und daher an dem Samstag auch nur eine Tour in den nahegelegenen Jozani-Forest unternommen, bei dem mir ein Guide die Flora und Fauna in diesem Wald gezeigt und erklärt hat. Zusätzlich habe ich mir noch das Zanzibar Butterfly Centre mit seinen wunderschönen und großen Schmetterlingen angeschaut. Leider ließen sich die Schmetterlinge dort nicht gut fotografieren, da sie jedes Mal die Flügel zusammenklappen, sobald sie sich auf einer Pflanze niederlassen.

Gleich in der Nähe befindet sich dann auch noch das Jozani Sea Turtle Sanctuary. Dort leben Land- und Wasserschildkröten verschiedener Arten und Größen sowie auch Warane. Sehr beeindruckend sind die Riesenschildkröten, obwohl sie mit ca. 80 Jahren und ca. 200 kg weder besonders alt noch besonders schwer sind. Diese Tiere können über 150 Jahre alt und über 400 kg schwer werden. Anschließend habe ich den Tag dann noch mit einem Strandspaziergang, einer Entspannungsphase in den „swinging beds“ am Strand meines Hotels, einer Yoga-Stunde mit Blick über den Indischen Ozean und einer kurzen Runde im Pool beendet. Am Sonntag stand dann noch ein Besuch von Stone Town, der berühmten Altstadt von Zanzibar City an. Von dort aus habe ich wieder die Fähre nach Dar Es Salaam genommen. Die Überfahrt war eher unruhig, da es an diesem Tag sehr windig und regnerisch war. Jedenfalls habe ich noch nie gesehen, dass so viele Mitreisende auf einmal seekrank werden. Ich muss zugeben, dass auch mir zeitweise ein wenig flau in der Magengegend war. Dennoch war das ein Wochenende, das mir das Gefühl gegeben hat, mindestens eine Woche Urlaub gehabt zu haben.
Zusammenfassend kann ich mit Bestimmtheit feststellen, dass ich jedem, dem sich die Gelegenheit bietet, in Afrika zu arbeiten, nur empfehlen kann, diese Gelegenheit wahrzunehmen. Es spielt dabei auch gar keine Rolle, ob es sich um einen kurzen oder längeren Aufenthalt handelt, es lohnt sich in jedem Fall. Die Erfahrungen, die man dabei sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld sammelt, sind es in jedem Fall wert, dieses „Wagnis“ auf sich zu nehmen.
Wenn sich trotz der aktuell wieder ansteigenden Zahl an Corona Erkrankungen keine Änderungen in den Reisemöglichkeiten ergeben, werde ich schließlich am 28. August 2020 wieder in Deutschland landen und dann abschließend noch ein paar Tage von zuhause aus im Homeoffice für die Sparkassenstiftung arbeiten, bevor ich später meine Tätigkeit bei der Star Finanz wieder aufnehmen werde.
Kwaheri Afrika, Karibu Deutschland!
Hier gibt es die bisher veröffentlichten Beiträge:
Teil 1: Ankunft und die ersten Tage
Teil 2: Arbeitsschwerpunkte und Buddha-Tempel
Unser Star in Afrika – Teil 2: Arbeitsschwerpunkte und Buddha-Tempel